Honda S 2000: Ein heißblütiger Roadster

Ein neues Roadster-Kapitel schlägt Honda auf: Der kompromißlose Hochleistungssportler S 2000 kommt im Herbst zum moderaten Preis von knapp 65 000 Mark nach Deutschland.

Die Japaner können Sportwagen bauen - das haben sie nicht nur in der Formel 1 bewiesen. Ein Beispiel dafür ist der NSX von Honda. Aber in Preisregionen weit über 100 000 Mark geht das offenbar noch relativ einfach. Schwieriger wird es bei den schnellen Zweisitzern, wenn sie von der ersten bis zur letzten Schraube eigenständig entwickelt werden und dann nicht mehr als 65 000 Mark kosten dürfen.

Genau dieser Herausforderung mußten sich die Honda-Techniker beim neuen S 2000 stellen. Herausgekommen ist dabei ein rassiges Auto für "Fahrspaß pur", wie Honda-Sprecher Willi Cohen sagt. Vom Konzept her ist es eher dem Porsche Boxster ähnlich als anderen Konkurrenten wie dem Mercedes SLK Kompressor oder den BMW Z3 Sechszylinder-Versionen. Die Ingenieure sollten sich "zum 50jährigen Jubiläum von Honda richtig austoben" können, meint Cohen augenzwinkernd.

Das fertige Produkt kann sich sehen lassen: Der S 2000 ist ein heißblütiger Roadster - nicht pubertär, sondern richtig knackig. Wer sich ihm nähert, erkennt schon optisch die geballte Kraft. In vier Farben ist er lieferbar, darunter in silbermetallic mit roten Lederbezügen. Der Innenraum paßt selbst dem 1,90-Meter-Mann wie ein Maßanzug. "Gentlemen, start your engine" - ein roter Starterknopf zusätzlich zum Zündschloß erinnert an alte Zeiten und läßt den 2-Liter-Vierzylinder aufheulen. 176 kW/240 PS mobilisiert der verhältnismäßig kleine Vierventiler. Dazu vermerkt Cohen, daß 120 PS spezifische Literleistung bei einem Saugermotor "weltweit Spitze" sind.

Problemlos zuckelt der Mini-Bolide durch den Ort und dann erstmals volle Pulle im zweiten Gang - faszinierend wie der S 2000 loslegt, bei 5 000 Umdrehungen, wenn andere bald abregeln, noch einmal tüchtig Schub bekommt. Bis unglaubliche 9 000 Touren sind regelrechte Drehzahlorgien möglich. Begleitet von einer Akustik, die aggressiv klingt, vielleicht ein wenig dumpfer grollen könnte. Klar, so hohes Ausdrehen ist heute nicht mehr zeitgemäß, aber nur nötig, wenn man das letzte aus der Sport-Roadster herauskitzeln will. Das Honda-Aggregat entfaltet bereits in niedrigen Drehzahlen einen angenehm runden Motorlauf. Manch einer kann dem Flanieren mit geöffneter Kapuze, sprich Verdeck, mehr abgewinnen.

In 6,2 Sekunden schnellt die Tachonadel von 0 auf 100 km/h, 241 km/h Spitze sind laut Hersteller "drin". Nach klassischer Art treibt der vorne längs eingebaute Motor die Hinterräder an. Über extrem kurze Wege schaltet sich das Sechsganggetriebe. Der gut ausbalancierte, knapp 1300 Kilogramm wiegende Sportwagen läßt sich sehr agil bewegen. Beim Anfahren mit eingeschlagenen Vorderrädern auf Splitt wischt er mit dem Heck spektakulär weg, bevor das 25prozentige Sperrdifferential seine Wirkung tut. Ein spezieller Rahmen mit besonders steifem Mitteltunnel sorgt für Insassensicherheit. Lediglich der relativ große Wendekreis ist beim Manövrieren hinderlich.

Nur 280 Einheiten

Der S 2000 ist bis hin zu ABS-Bremsen, Leder und elektrischem Faltdach gut ausgestattet. Gegen Zugluft gibt es eine kleine Kunststoffscheibe zwischen den Überrollbügeln. Gelochte Alu-Pedale, Alu-Schalthebel und digitale Cockpit-Anzeigen tragen zur Profi-Atmosphäre bei. Nur die Klimaanlage soll Aufpreis kosten. Im Heck des 4,14 Meter langen Zweisitzers findet sich der roadster-üblich eingeschränkte 143-Liter-Kofferraum mit einer Vertiefung im Sprudelkasten-Format.

Im September, nach der IAA, beginnen die Honda-Händler mit der "Verteilung" von 280 Exemplaren. Zum Leidwesen der deutschen Händler hat der Konzern der Offenbacher Importzentrale für dieses Jahr nur so wenige Einheiten zugeteilt; im nächsten Jahr sollen es 700 bis 800 sein. Für 2000, das erste volle Produktionsjahr, sind insgesamt 16 000 Einheiten geplant, davon je 6 000 in die beiden Hauptmärkte Japan und USA.

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