US-Raumfrachter "Cygnus" explodiert beim Start zur ISS

Washington/Moskau · Ein unbemannter US-Raumtransporter mit rund 2,3 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS ist Sekunden nach dem Start in den USA explodiert. Nach Angaben der Raumfahrtbehörde Nasa gab es beim Unfall der privaten "Cygnus" am Dienstagabend keine Opfer.

 "Cygnus" explodiert bei Start: Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa gab es weder Tote noch Verletzte. Foto: Joel Kowsky/NASA/EPA

"Cygnus" explodiert bei Start: Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa gab es weder Tote noch Verletzte. Foto: Joel Kowsky/NASA/EPA

Foto: DPA

Es handelt sich aber um einen schweren Rückschlag für die US-Raumfahrt. Auf der ISS sind derzeit der Deutsche Alexander Gerst und fünf weitere Raumfahrer aus Russland und den USA. Die Ursache des Unglücks waren zunächst unklar.

Erfolg dagegen für Moskau: Nur wenige Stunden nach dem Unglück hob vom Kosmodrom in Baikonur (Kasachstan) am Mittwoch planmäßig ein russischer Versorgungstransporter für die ISS ab. An Bord des Progress-Frachters waren Nahrungsmittel, Treibstoff, Forschungsgeräte und Post. Russland bot auch Hilfe bei der weiteren Versorgung an.

Die Nasa machte jedoch klar, dass sich keine dringend benötigten Versorgungsgüter an Bord der "Cygnus" befanden. "Die Mannschaft der Raumstation ist nicht in Gefahr, nicht genügend Lebensmittel oder andere notwendigen Versorgungsgüter zu haben", sagte William Gerstenmaier, Nasa-Chef für bemannte Raumfahrt. Der Unfall zeige, "dass Raumfahrt ein harter Job ist", der nicht ohne Risiken sei.

Trotz des Unglücks soll Gerst wie geplant am 10. November zur Erde zurückkehren, sagte Ex-Astronaut Thomas Reiter der Nachrichtenagentur dpa. "Das hat keinen Einfluss auf den Rückkehrtermin dieser Besatzung. Die Kapsel, mit der sie zurückkommen, ist ja an die Station angedockt." Vom Absturz ist auch ein Experiment mit deutscher Beteiligung betroffen. Dabei geht es nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt um das Verhalten von Flüssigkeiten.

"Cygnus" sollte von einer ebenfalls privaten Antares-Rakete in den Weltraum gebracht werden. Die Rakete hob zwar am Dienstagabend pünktlich um 18.22 Ortszeit (23.22 MEZ) vom Weltraumbahnhof Wallops (US-Staat Virginia) an der US-Ostküste ab. Aber Sekunden später stürzte sie in einem riesigen Feuerball zur Erde. Flammen umhüllten die Startplattform, brennende Trümmer flogen in alle Richtungen.

Die Betreiberfirma Orbital Sciences sprach von "katastrophalem Versagen". Offensichtlich seien Treibstofftanks detoniert. "Wir werden herausfinden, was schiefgegangen ist, wir werden es beheben und wir werden wieder fliegen", sagte der frühere Nasa-Astronaut Frank Culbertson und derzeitige Vizepräsident von Orbital Sciences.

Das Triebwerk AJ-26 der Antares-Rakete geht nach Angaben des Raumfahrt-Magazins "SpaceFlight Insider" auf ein über 40 Jahre altes russisches Modell zurück, das seitdem in den USA weiterentwickelt wurde. Das jetzt verwendete Triebwerk sei vor dem Start eingehend getestet worden. "Wir haben keine Anomalitäten entdeckt", sagte Culbertson. Ein russischer Raumfahrtexperte vermutete hingegen, dass die Veränderungen die Rakete instabil gemacht haben könnten.

"Cygnus" (Schwan) sollte rund 2300 Kilogramm Lebensmittel und Forschungsmaterial zur ISS bringen. Die USA setzen seit Ende ihrer Shuttle-Flüge bei der Versorgung der ISS aus Kostengründen auf mehrere private Betreiber. So ist im Dezember ein Flug des privaten US-Transporters "Dragon" der US-Firma SpaceX zur ISS geplant.

Dem Ex-Astronauten Culbertson zufolge war bei dem Unglück nach einer ersten Explosion der Befehl zur völligen Zerstörung des Fluggeräts gegeben worden. Damit sollte verhindert werden, dass Raketenteile auf bewohntes Gebiet einschlagen.

"Cygnus" ist wie Progress ein Frachter, der nach einem Flug nicht wiederverwendet wird. Das Raumfahrzeug, das auf dem Rückweg von der ISS Müll befördert, verglüht beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. Die Nasa hatte 2011 ihr Shuttle-Programm aus Kostengründen nach rund 30 Jahren beendet. Seitdem sind US-Astronauten auf Mitfluggelegenheiten russischer Raumkapseln angewiesen.

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