Regierungssoldaten geben auf Taliban erobern weiteres Bezirkszentrum in Afghanistan

Kabul · Seit Jahren tobt in Afghanistan der Kampf gegen die Taliban. Doch ein Sieg scheint unverändert in weiter Ferne. Nun können die Taliban erneut einen militärischen Erfolg für sich verbuchen.

 Ein Mitglied der afghanischen Sicherheitskräfte bei einem Einsatz gegen die Taliban.

Ein Mitglied der afghanischen Sicherheitskräfte bei einem Einsatz gegen die Taliban.

Foto: Watan Yar/EPA

Die radikalislamischen Taliban haben in der afghanischen Nordprovinz Fariab ein weiteres Bezirkszentrum unter ihre Kontrolle gebracht.

Zwischen 40 und 60 Sicherheitskräfte und Mitarbeiter der Bezirksregierung hätten sich in Balcharag den Taliban kampflos ergeben, teilten die Provinzratsmitglieder Abdul Ahad Elbek und Aak Mohammad Nuri am Sonntag mit. Den Hergang erklärten sie aber auf unterschiedliche Weise.

Nach Angaben Elbeks hatten sich Polizisten, Soldaten und Regierungsmitarbeiter nach monatelanger Belagerung durch die Taliban ergeben, weil sie keine Hilfe von den afghanischen Truppen aus der Provinzhauptstadt Maimana erhalten hätten. Nuri zufolge hatten sich 60 Polizisten nach einer Vermittlung durch Stammesälteste ergeben, nachdem sich ein Armee-Bataillon aus der Gegend zurückgezogen habe.

Die Niederlage schürt Ängste, dass weitere 8 der 14 Bezirkszentren in der dünn besiedelten Provinz an die Taliban fallen könnten. Zwei der Bezirkszentren werden bereits von den Taliban beherrscht.

Erst am Dienstag war das Bezirkszentrum von Gormatsch nahe der turkmenischen Grenze an die Taliban gefallen, nachdem radikal-islamische Milizkämpfer eine Armeebasis gestürmt und Dutzende Menschen getötet oder gefangen genommen hatte. Die Provinz Fariab gehört mittlerweile zu den am schwersten umkämpften des Landes.

Bei den Gefechten in der ostafghanischen Stadt Gasni waren zuletzt 200 bis 250 Zivilisten verletzt oder getötet worden. Dies gab die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) in der Nacht zu Freitag bekannt. Allerdings müssten diese Zahlen noch überprüft werden.

Laut dem Bericht hat das Rote Kreuz die sterblichen Überreste von mehr als 250 Menschen geborgen, Zivilisten wie Kombattanten. Unbegleitete Minderjährige kämen in Krankenhäuser und suchten ihre Familien. Handyempfang, Strom und Wasserversorgung würden langsam wieder hergestellt. Vielerorts seien noch Sprengsätze versteckt.

Die radikalislamischen Taliban hatten die strategisch wichtige Stadt im Osten des Lands von verschiedenen Seiten angegriffen. Es war der zweite Angriff auf eine Provinzhauptstadt in Afghanistan in diesem Jahr.

Die Taliban beherrschen laut Militärangaben knapp 14 Prozent des Landes, 30 Prozent seien umkämpft.

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