64-Jähriger tötet 59 Menschen Schütze in Las Vegas hatte seine Tat exakt geplant

Las Vegas · Was den Todesschützen von Las Vegas zu seinem Massenmord bewog, liegt offenbar weiter im Dunkeln. Der Schütze hatte seine Tat exakt geplant und 23 Schusswaffen ins Hotelzimmer geschmuggelt.

 Mittlerweile häufen sich die Hinweise darauf, dass die Tat genauestens vorbereitet war.

Mittlerweile häufen sich die Hinweise darauf, dass die Tat genauestens vorbereitet war.

Foto:  John Locher

Die Freundin des Todesschützen von Las Vegas ist in Begleitung von FBI-Beamten von den Philippinen in die USA geflogen. Die 62-Jährige sei in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) in Los Angeles angekommen, berichtete die "New York Times" am späten Dienstagabend.

Die Frau gilt unter Ermittlern als "Person von Interesse", von der sie sich wichtige Informationen versprechen. Sie soll dem Vernehmen nach in den kommenden Stunden befragt werden. Zuvor war bekannt geworden, dass der Schütze nach seiner Tat etwa 100.000 Dollar auf die Philippinen überwiesen hatte.

Die 62-Jährige hatte sich in dem südostasiatischen Inselstaat aufgehalten, als Stephen Paddock am Sonntagabend (Ortszeit) in Las Vegas von einem Hotelzimmer im 32. Stock auf Besucher eines Country-Musikkonzerts unter freiem Himmel feuerte. 58 Menschen starben, mehr als 500 erlitten Verletzungen. Paddock nahm sich in seinem Hotelzimmer das Leben. Sein Motiv ist weiter unklar.

Der 64-Jährige alte Stephen Paddock hatte nach Polizeiangaben mindestens 59 Menschen durch Schüsse aus einem Zimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Hotels am berühmten "Strip" von Las Vegas getötet. Hunderte weitere wurden verletzt, viele von ihnen lebensgefährlich.

Der Schütze von Las Vegas hatte seine Tat exakt geplant. Das zeigen die bisherigen Ermittlungen der Polizei. So soll Stephen Paddock über Tage hinweg 23 Schusswaffen in sein Hotelzimmer geschmuggelt haben - verpackt in insgesamt zehn Koffer. Nach bisherigen Erkenntnissen war der Verdächtige weder ein politischer noch ein religiöser Fanatiker, auch war er kein Anhänger einer Terrororganisation. Durch die Schüsse aus dem 32. Stockwerk eines Hotels waren am Montag mindestens 59 Menschen getötet worden.

Attentat in Las Vegas

Nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt befindet sich ein deutscher Staatsangehöriger in medizinischer Behandlung. Bis zum Nachmittag gab es dem Außenministerium zufolge keine Hinweise, dass Deutsche unter den Todesopfern waren.

Die Polizei geht davon aus, dass Paddock allein handelte. Man habe keine Informationen, die auf etwas anderes schließen ließen. "Wir glauben, dass es ein Einzeltäter ist. Ein einsamer Wolf", sagte Lombardo über den Schützen, einen weißen US-Bürger. Bezüge zu Terrororganisationen gibt es ersten Ermittlungen zufolge nicht, wie die US-Bundespolizei FBI mitteilte. Das Massaker wäre jedenfalls das größte eines einzelnen Täters in der US-Kriminalitätsgeschichte.

Weitere Hintergründe der Tat sind aber noch unklar. Paddocks Bruder Eric sagte mehreren US-Medien, er könne sich nicht vorstellen, warum sein Bruder die Bluttat begangen haben könnte. Der 64-Jährige sei kein Fanatiker gewesen, weder politisch noch religiös.

Sein Bruder sei hin und wieder nach Las Vegas gefahren, um mit durchaus hohen Beträgen dem Glücksspiel nachzugehen. "Er hat höher gespielt als der Durchschnitt", sagte Eric Paddock. Er habe aber auch viel mehr Geld gehabt als der Durchschnitt. "Er war ein wohlhabender Kerl, er ging auf Kreuzfahrten", sagte sein Bruder. "Er konnte sich leisten, was er wollte." Nach Medienberichten arbeitete Paddock als Buchhalter und investierte in Immobilien. Laut seinem Bruder war er geschieden und hatte keine Kinder.

Neben dem Glücksspiel war Paddock sehr an Waffen interessiert. Im Hotelzimmer, aus dem er auf die etwa 22 000 Feiernden schoss, fand die Polizei 23 Schusswaffen . Weitere 19 Waffen, mehrere Tausend Schuss Munition und Sprengsätze lagerte Paddock in seinem Haus in Mesquite, einer rund 130 Kilometer von Las Vegas entfernten Kleinstadt. Im Auto des Verdächtigen faden die Fahnder mehrere Pfund Ammoniumnitrat, das zur Herstellung von Sprengsätzen dienen kann.

Paddocks Bruder Eric sagte mehreren Medien, dass er von den Waffen seines Bruders wusste - zumindest von Pistolen und "vielleicht" einem Gewehr. Von automatischen Waffen, wie sie sein Bruder beim Anschlag am Sonntag verwendete, habe er aber nichts gewusst.

Der 64-Jährige löste mit seiner Tat grausame Szenen in Las Vegas aus. Auf der Straßenseite gegenüber dem Mandalay Bay Hotel hatten sich vor dem Tropicana-Hotel am Sonntagabend (Ortszeit) nach Polizeiangaben etwa 22 000 Menschen für ein Country-Music-Festival versammelt. Während eines Auftritts von Jason Aldean eröffnete der Schütze von weit oben das Feuer auf die Menschenmenge.

Die Konzertbesucherin Cari Copeland Pearson sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir krochen über Tote." Sie habe viele Schüsse gehört, vermutlich stammten sie von einem automatischen Gewehr. Ein weiterer Augenzeuge sagte dem Sender CNN: "Menschen begannen, wie Fliegen zu fallen".

Die Polizei drang nach minutenlangem Kugelhagel in das Hotelzimmer ein. Wie Bezirks-Sheriff Joseph Lombardo sagte, schoss der Angreifer durch die Zimmertür auf die Beamten. Als die Polizei sich den Weg ins Zimmer freigesprengt hatte, war der Mann tot - nach Lage der Dinge hat er sich selbst erschossen.

Mehrere US-Politiker sprachen sich erneut für schärfere Waffengesetze aus. Eine Diskussion darüber hält das Weiße Haus aber für verfrüht. "Es wäre voreilig, politische Maßnahmen zu diskutieren, solange wir nicht vollständig wissen, was gestern Abend passiert ist", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, am Montag. Präsident Trump habe mehrmals deutlich gemacht, dass er ein Befürworter des zweiten Verfassungszusatzes sei. Dort ist das grundsätzliche Recht auf den Besitz von Schusswaffen für US-Bürger festgeschrieben.

Nach der Tat war die Solidarität mit den Opfern groß. So seien in den Stunden nach dem Massenmord zahlreiche Menschen zur Blutspende gegangen, der Bedarf sei derzeit gedeckt, sagte Vize-Sheriff Todd Fasulo am späten Montagabend (Ortszeit).

Die Hotel- und Casinogruppe MGM Resorts International, der das Mandalay Bay Hotel gehört, stellt in einem weiteren Hotel in Las Vegas kostenlos Zimmer für Familien von Opfern bereit, die in die Stadt kommen wollen. Außerdem organisiert MGM Flüge in die Stadt. Das Rote Kreuz koordiniere die Essensspenden, die in großen Mengen angeboten worden seien.

US-Präsident Donald Trump sprach den Opfern sein Mitgefühl aus und sprach von einem "Akt des absolut Bösen". Der Präsident rief die Amerikaner zu Einigkeit und Zusammenhalt auf. Die Bürgermeisterin von Las Vegas, Carolyn Goodman, sprach vom Wahnsinn eines Verrückten, der das Leben in Menschlichkeit nicht verhindern dürfe. Auch die Bundesregierung reagierte entsetzt. "Fassungslos und tief erschüttert über die Morde von Las Vegas", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter. "So viele zerstörte Leben."

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