Flüchtlinge in Griechenland Räumung des Camps von Idomeni hat begonnen

Athen/Idomeni · Friedliche Räumung des Flüchtlingscamps im griechischen Idomeni: Am Dienstag haben rund 1500 Menschen das wilde Lager an der Grenze zu Mazedonien verlassen.

Sie wurden mit Bussen in Auffanglager gebracht. Widerstand gab es nicht. Die Evakuierung des Camps, in dem sich zuletzt noch bis zu 9000 Menschen aufhielten, soll mehrere Tage dauern.

Die lange angekündigte Räumung hatte am frühen Morgen begonnen. Rund 1400 Polizisten hielten sich in Bereitschaft und sperrten das Lager weiträumig ab. Polizeibeamte in Zivil kontrollierten jeden, der nach Idomeni fahren wollte. Sie ließen nur Einwohner der Region durch.

Die Polizei veröffentlichte am Nachmittag Videoaufnahmen, die von ihrem Hubschrauber aus gedreht worden waren. Deutlich zu sehen waren Migranten, die koordiniert und ohne Gewaltanwendung in Busse stiegen und das Lager verließen. Augenzeugen berichteten, Zelte und Plastikplanen sowie Müll seien mit einem Bagger beseitigt worden.

Reporter zählten bis zum Nachmittag mindestens 25 Busse, die das Lager verließen und ins Landesinnere fuhren. Nach Angaben der Polizei fuhren bis zum Nachmittag 1529 Menschen aus Idomeni ab. Die Aktion sollte bis Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt werden und am Mittwochmorgen fortgesetz werden. "Alles wie am Schnürchen. Die Menschen kommen jetzt in bessere Lager", sagte der Sprecher des Stabes für die Flüchtlingskrise, Giorgos Kyritsis, im griechischen Rundfunk. Diese sind überwiegend in der Region der Hafenstadt Thessaloniki.

In Idomeni hatte sich nach der schrittweisen Schließung der Balkanroute im Februar und dem Bau eines Zauns seitens Mazedoniens ein wildes Lager gebildet. Bis zu 15 000 Menschen - unter ihnen viele Frauen und Kinder - harrten im März trotz Menschen unwürdiger Zustände aus. Sie hofften, dass die Balkanroute wieder aufgemacht wird, damit sie nach Mittel- und Nordeuropa weiterreisen können. Immer wieder versuchten sie vergeblich, die Grenze zu passieren.

Die Hilfsorganisation medico international beklagte, die Zustände in anderen Lagern seien teilweise noch schlechter als in Idomeni. Die versprochenen Zugänge zum Asylverfahren und Familiennachführung scheiterten zumeist an der mangelhaften Ausstattung, die auch eine Folge der EU-Sparpolitik sei. Auch die Linken-Innenexpertin Ulla Jelpke bezeichnete es als "armselig", dass die Flüchtlinge in andere Lager gebracht würden, wo noch schlimmere Zustände herrschten. "Deutschland und andere EU-Mitgliedstaaten hätten diese Flüchtlinge aufnehmen müssen."

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