Große Verwirrung Oscars: Eine Panne und zwei Gewinnerfilme

Hollywood · Was für ein Ende einer Oscar-Gala: "La La Land" wird als bester Film ausgerufen, doch dann gibt es Verwirrung auf der Bühne. Stimmt gar nicht, "Moonlight" ist bester Film. Riesenpanne am Ende einer eigentlich gelungenen Gala - mit zwei großen Siegerfilmen.

Die Schauspieler Warren Beatty und Faye Dunaway hielten wohl den falschen Umschlag in den Händen und verkündeten deswegen einen falschen Gewinner: Das Musical "La La Land" habe in der Hauptkategorie als bester Film gesiegt - das war aber verkehrt. Wenig später klärte sich auf: Der wichtigste Oscar des Abends ging an "Moonlight" des schwarzen Regisseurs Barry Jenkins.

Für die Panne entschuldigte sich später das für die Oscar-Umschläge verantwortliche Unternehmen PricewaterhouseCoopers. Den Laudatoren seien versehentlich die Umschläge für die falsche Kategorie überreicht worden, hieß es in einem Statement der Wirtschaftsprüfer, die seit Jahrzehnten auch für die geheime Zählung und Auswertung der Stimmen bei der Oscar-Abstimmung zuständig sind. "Wir untersuchen derzeit, wie das passieren konnte, und bedauern zutiefst, dass das vorgefallen ist."

"Moonlight" gewann damit drei Oscars. Neben der Trophäe für den besten Film gab es am Sonntagabend auch die für das beste adaptierte Drehbuch sowie für Nebendarsteller Mahershala Ali. "Moonlight" erzählt in verschiedenen Episoden von einem schwarzen schwulen Jungen in Miami. Er wächst bei einer drogensüchtigen Mutter auf und muss lernen, seinen eigenen Weg zu finden.

Deutlich leichter kommt der zweite große Gewinner des Abends daher: das Musical "La La Land". Das nostalgische Werk über eine junge Schauspielerin und einen Jazzmusiker in Los Angeles war für 14 Oscars nominiert und wurde schließlich mit sechs Trophäen ausgezeichnet, darunter denen für Regisseur Damien Chazelle und Hauptdarstellerin Emma Stone. Ihr Filmpartner Ryan Gosling verlor allerdings gegen Casey Affleck, der für seine Rolle in "Manchester by the Sea" die Trophäe als bester Hauptdarsteller mit nach Hause nehmen konnte. In dem Drama von Kenneth Lonergan verkörpert er einen Mann, der nach dem Tod seines Bruders in seine Heimatstadt zurückkehrt.

Bereits vor der Panne beim besten Film hatte es im Gedenkvideo für die im vergangenen Jahr gestorbenen Menschen aus dem Filmbusiness ebenfalls einen Fehler gegeben: Gedacht werden sollte der australischen Kostümdesignerin Janet Patterson, die viermal für einen Oscar nominiert war. Das Bild neben ihrem Namen zeigte aber die Produzentin Jan Chapman, die häufig mit Patterson zusammengearbeitet hat - und lebt. Die Vertauschung des Fotos habe sie "erschüttert", sagte Chapman dem Branchenmagazin "Variety".

Die deutschen Hoffnungen wurden in Hollywood enttäuscht. Weder der Dokumentarfilmer Marcel Mettelsiefen, noch der Komponist Hauschka gewann einen Oscar. Mettelsiefen war mit einer Doku über eine syrische Flüchtlingsfamilie nominiert gewesen, Hauschka für die Filmmusik zu "Lion".

Auch die deutsche Regisseurin Maren Ade ging am Ende leer aus. Sie hatte mit ihrer Tragikomödie "Toni Erdmann" Chancen auf den Auslands-Oscar. Den gewann dann aber der Iraner Asghar Farhadi mit seinem Drama "The Salesman" über ein Ehepaar, das einen Überfall nicht anzeigt, sondern Selbstjustiz übt.

Farhadi war aus Protest gegen den Einreisestopp von US-Präsident Donald Trump nicht nach Hollywood gekommen. "Wer die Welt in Kategorien von "Wir" und "unsere Feinde" einteilt, schafft Angst", hieß es in einer Erklärung, die er verlesen ließ. Auch andere Preisträger und Gäste der Gala plädierten immer wieder für gegenseitigen Respekt und Toleranz - anders als erwartet blieb bei dieser Show allerdings heftige und explizite Kritik an Trump und dessen Politik aus.

Weitere Infos

  • Die erste Oscar-Gala in der Ära Donald Trump war politisch nicht so laut wie erwartet, hat mit der Auswahl der Preisträger aber ein starkes Zeichen pro Vielfalt gesetzt. Nachdem es im vergangenen Jahr heftige Kritik an der Auswahl der Nominierten gegeben hatte - die Oscars seien zu weiß -, gab es diesmal so viele schwarze Preisträger wie selten zuvor. Außerdem erhielt mit Mahershala Ali erstmals ein muslimischer Schauspieler einen Oscar, wie US-Medien berichteten.

Der Gewinner der Königskategorie bester Film, "Moonlight", erzählt die Geschichte eines schwulen schwarzen jungen Mannes, der aus prekären Verhältnissen stammt. Die beiden schwarzen Drehbuchautoren des Films, Regisseur Barry Jenkins und Tarell Alvin McCraney, erhielten den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch; ihr Darsteller Mahershala Ali wurde für die beste Nebenrolle ausgezeichnet. Viola Davis gewann für ihren Part in dem Denzel-Washington-Film "Fences" ebenfalls einen Nebendarsteller-Oscar.

Und in der Kategorie Dokumentation gewann eine Geschichte um den gefallenen schwarzen Sporthelden O.J. Simpson: "O.J.: Made in America" von Ezra Edelman und Caroline Waterlow.

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