Neue Eskalation im Irak: 73 Tote bei Angriff auf Moschee

Bagdad · Die Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten im Irak eskaliert nach dem Vormarsch der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) immer weiter. Bei einem Angriff von vermutlich schiitischen Bewaffneten auf eine sunnitische Moschee nordöstlich von Bagdad kamen 73 Menschen ums Leben.

Das meldeten Quellen aus einem Krankenhaus in der Stadt Al-Mikdadija. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten das Gebetshaus gestürmt und das Feuer eröffnet.

Demnach liegt die Moschee in dem Dorf Imam Wais am Rand von Al-Mukdadija. Laut dem arabischen Nachrichtensender Al-Arabija handelte es sich bei den Tätern um Kämpfer einer schiitischen Miliz. Sie hätten sich für einen Sprengstoffanschlag rächen wollen.

Das irakische Nachrichtenportal Al-Mada berichtete unter Berufung auf die Polizei, bei der Explosion in derselben Region seien vier Kämpfer einer schiitischen Miliz getötet worden. Laut Al-Arabija gab es am Freitag nach dem Angriff außerhalb der Moschee Zusammenstöße.

Der Angriff erinnert an den Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten, der in den Jahren 2006 und 2007 seinen Höhepunkt erreichte. Damals gab es immer wieder Anschläge auf Moscheen. Dabei wurde 2006 unter anderem die goldene Kuppel der für Schiiten wichtigen Grabmoschee in der Stadt Samarra zerstört.

Im Juni 2007 jagte ein Attentäter in Bagdad einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in einer schiitischen Moschee in die Luft. Mehr als 70 Menschen starben. Auch sunnitische Gebetshäuser waren Ziel von Angriffen.

In der Region um Al-Mikdadija gibt es seit Wochen immer wieder heftige Kämpfe zwischen regierungstreuen Einheiten und der sunnitischen Terrormiliz IS, wie Al-Mada weiter berichtete. Die Extremisten seien dort mit anderen sunnitischen Gruppen wie der Nakschbandi-Miliz verbündet, zu der Anhänger des 2003 gestürzten früheren Langzeitherrschers Saddam Hussein gehören.

Vor allem Bakuba rund 60 Kilometer nördlich von Bagdad ist immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen mit vielen Toten. In der Nähe von Al-Mikdadija hatten die IS-Extremisten vor fast zwei Wochen nach heftigen Kämpfen mit kurdischen Einheiten den Ort Dschalula eingenommen. Die kurdischen Peschmerga und die irakische Armee versuchen, ihn wieder zurückzuerobern.

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