Kriminalstatistik Mehr Gewalttaten in Deutschland - aber weniger Einbrüche

Berlin · Mehr Gewalttaten und weniger Wohnungseinbrüche: Erste Ergebnisse der Polizeilichen Kriminalstatistik sind bereits bekannt. Die Einzelheiten stellt Innenminister de Maizière am Montag vor.

Gewalttaten und Sexualdelikte haben in Deutschland nach Informationen der "Bild-Zeitung" im Jahr 2016 deutlich zugenommen. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist dagegen nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" erstmals seit zehn Jahren gesunken.

Die beiden Medien berufen sich auf die neue Polizeiliche Kriminalstatistik, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Montag in Berlin vorstellen will. Weder das Bundesinnenministerium noch das Bundeskriminalamt wollten sich am Freitag vorab zu den Zahlen äußern.

Die Gewaltkriminalität legte laut "Bild-Zeitung" 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 6,7 Prozent auf rund 193.500 Taten zu. Als Gewalttaten gelten in der Statistik Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen, aber auch Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Raub, Körperverletzung, gefährliche schwere und mit Todesfolge sowie erpresserischer Menschenraub und Geiselnahme.

Besonders stark zugelegt hätten Fälle von Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen: Sie stiegen um 14,3 Prozent auf gut 2400 Fälle, schreibt "Bild". Gravierend sei auch der Anstieg der Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung: um 12,8 Prozent auf mehr als 7900 Fälle. Allein in der Silvesternacht 2015/2016 hatten nach sexuellen Übergriffen in Köln und anderen deutschen Städten Hunderte Frauen solche Taten zur Anzeige gebracht.

Der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg sagte der Deutschen Presse-Agentur, Mord und Totschlag seien seit etlichen Jahren rückläufig, daher könne diese Zahl schon aufgrund statistischer Schwankungen wieder steigen. "Der Anteil der versuchten Taten ist zudem immer relativ hoch", sagte er mit Blick auf die Tötungsdelikte. Und: So manche Tat, die in der Polizeistatistik noch als Mord auftauche, stelle sich vor Gericht etwa als Körperverletzung mit Todesfolge heraus. Etwa 80 Prozent der von der Polizei erfassten Gewalttaten seien Raub und Körperverletzung.

Allerdings hätten die Polizeistatistiken der Bundesländer auch "eine migrantisch bedingte Kriminalität in verstärktem Maße" zu Tage gebracht. Dies sei allerdings keineswegs überraschend, weil manche Zuwanderer aufgrund ihrer Alters- und Sozialstruktur "ein Bündel von Risikofaktoren" hätten: junge alleinstehende Männer, ohne Familie, schlecht integriert, mit geringer beruflicher Perspektive und möglicherweise ohne Bleibeperspektive, zählte Egg auf. Viele Taten beträfen Migranten untereinander und richteten sich nicht gegen "die deutsche Stammbevölkerung". Auffallend sei auch, dass vergleichsweise wenig vor Krieg und Verfolgung Geflüchtete darunter seien.

Berlin liegt bei der Anzahl registrierter Straftaten im bundesweiten Vergleich auf dem ersten Platz. Die Hauptstadt kam 2016 auf 16.161 erfasste Taten pro 100.000 Einwohner. Frankfurt am Main, jahrelang auf dem vordersten Platz, lag nun mit 15.671 Taten pro 100.000 Einwohner auf dem vierten Platz. Das zeigt die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Bundes, die der Zeitung "Welt" vorliegt. Auf den zweiten Platz ist Leipzig (15.811 Taten) gerückt, auf dem dritten liegt Hannover (15.764 Taten).

Die Stadt mit der geringsten registrierten Kriminalität bleibt wie in den Vorjahren München. Dort registrierte die Polizei nur 7909 Taten pro 100.000 Einwohner. Den Platz dahinter nimmt ebenfalls eine bayerische Stadt ein: Augsburg (7988 Taten). Die nordrhein-westfälische Stadt Oberhausen (8258 Taten) kommt auf den dritten Platz, gefolgt von Wiesbaden.

Insgesamt gibt es in der Kriminalstatistik ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Nach den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg ist Nordrhein-Westfalen der Flächenstaat mit der höchsten Kriminalitätsrate. Viel besser schneiden Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern ab.

Die Gesamtzahl aller in Deutschland erfassten Straftaten stieg im vergangenen Jahr leicht um 0,7 Prozent auf insgesamt 6,372 Millionen Fälle. Die Gesamtaufklärungsquote verharrt mit 56,2 Prozent nahezu auf dem Niveau des Vorjahres.

Bei den Zahlen gibt es allerdings eine immens hohe Dunkelziffer. Viele Straftaten wie kleine Diebstähle und Drogendelikte werden nie bei der Polizei gemeldet.

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