Nagelsmann Trainer des Jahres Lahm und Marozsan sind Fußballer des Jahres

München · Selbst als Mann für die "Jahrhundertelf des FC Bayern" fehlte Philipp Lahm trotz der Bilderbuchkarriere lange eine Ehrung. Zwei Monate nach seinem Karriereende ist der Weltmeister nun erstmals "Fußballer des Jahres". Ein junger Trainer freut sich am Geburtstag.

 Philipp Lahm ist zum Fußballer des Jahres gewählt worden.

Philipp Lahm ist zum Fußballer des Jahres gewählt worden.

Foto:  Tobias Hase

Weltmeister Philipp Lahm ist nach seiner Bilderbuchkarriere erstmals zum "Fußballer des Jahres" gekürt worden.

Der langjährige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und des FC Bayern setzt sich bei der Wahl mit 242 Stimmen klar vor Champions-League-Sieger Toni Kroos (192 Stimmen) durch. Der Star von Real Madrid hätte aus rein sportlicher Sicht die Ehrung in dieser Spielzeit sicher eher verdient gehabt. "Es ist eine große Auszeichnung, ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut. Ich denke, dass die deutschen Sportjournalisten bei dieser Wahl wohl meine ganze Karriere gesehen haben", sagte Lahm nach einer Auszeichnung - auch für sein Lebenswerk.

Bei der vom "Kicker"-Sportmagazin durchgeführten Wahl wurde Julian Nagelsmann von 1899 Hoffenheim an seinem 30. Geburtstag erstmals "Trainer des Jahres". "Sportliche Erfolge sind das Ziel jedes Sportlers, das ist bei mir nicht anders. Aber diese Auszeichnungen zeigen einem doch, dass man nicht auf dem ganz falschen Weg ist", sagte der Trainerstar. Champions-League-Gewinnerin Dzsenifer Marozsán von Olympique Lyon durfte sich ebenfalls zum ersten Mal über die Ehrung zur "Fußballerin des Jahres" freuen.

Zwei Monate nach dem Ende seiner Karriere für die Fußball-Ewigkeit mit acht deutschen Meistertiteln, sechs Pokalsiegen und noch je einem Triumph in der Champions League und bei der Club-WM genießt Lahm die Zeit mit seiner Familie und als Privatier. Schon länger treibt er seine zweite berufliche Laufbahn als Unternehmer voran.

"Es ist einfach nicht so, dass ich jetzt jeden Samstag ins Stadion gehen muss. Ich war lange genug in Stadien, ich hatte das Glück, dass ich immer dabei sein durfte", sagte der 33-Jährige im "Kicker" (Montag). "Ich freue mich darauf, mich mit ganz neuen Themen außerhalb des Fußballs zu beschäftigen. Ich glaube, dass dieser Perspektivenwechsel nach so vielen Jahren einfach wichtig ist." Hinter ihm und Kroos wurde Bundesliga-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund (120 Stimmen) Dritter bei dieser seit 1960 durchgeführten Ehrung.

Von Bundestrainer Joachim Löw wurde Lahm zu einem "der besten Fußballer überhaupt" gekürt, für seinen Ex-Coach Pep Guardiola ist er eine "Legende", für Bayern-Nachwuchsleiter Hermann Gerland gehört er in die "Jahrhundertelf des FC Bayern": Umso überraschender ist es, dass Lahm in anderthalb Jahrzehnten Profifußball zuvor nie zum "Fußballer des Jahres" gewählt wurde.

"Das hängt auch mit der Position zusammen. Die Vergangenheit zeigt, dass es für einen Abwehrspieler viel schwieriger ist, Fußballer des Jahres zu werden, weil es über einen Zeitraum von einem ganzen Jahr doch oft jemanden gibt, der sich in der Offensive in den Vordergrund spielt", sagte der 113-malige Nationalspieler Lahm. Nun geht der Titel aber im zweiten Jahr nacheinander an einen Abwehrspieler; zuletzt gewann sein ehemaliger Teamkollege Jérôme Boateng.

Nagelsmann, der Hoffenheim ins internationale Geschäft führte, ist Nachfolger von Dirk Schuster. Mit 273 Stimmen gewann er vor Christian Streich vom SC Freiburg (261) und Ralph Hasenhüttl von Vize-Meister RB Leipzig (107). Carlo Ancelotti vom FC Bayern belegte in seiner ersten Bundesliga-Saison mit drei Stimmen Rang 14. 885 Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten hatten ihre Stimme abgegeben.

"Auf so breite Anerkennung zu stoßen, freut mich, ist aber auch Ansporn, akribisch weiterzuarbeiten", sagte Nagelsmann. Dass er innerhalb von knapp eineinhalb Jahren die Kraichgauer vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Qualifikanten formte, brachte ihm schon die Auszeichnungen "Trainer des Jahres 2016" (Deutscher Fußball-Bund) und "Trainer der Saison" (Spielerwahl des Fachblatts "Kicker") ein. Bis 2021 hat Nagelsmann seinen Vertrag in Hoffenheim verlängert. Er gilt schon jetzt für die Zukunft als möglicher Kandidat für den Trainerposten beim FC Bayern.

Ein goldenes Jahr liegt hinter Marozsán. Die in Ungarn geborene 25-Jährige wurde in Rio Olympiasiegerin mit der deutschen Mannschaft, mit Olympique Lyon gewann sie die Champions League. "Diese Auszeichnung macht mich unheimlich stolz. Die Saison ist so genial gelaufen für mich, ich habe ja einige Trophäen gewonnen. Aber Fußballerin des Jahres zu werden, ist noch mal eine ganz besondere Ehre", sagte die Nachfolgerin von Alexandra Popp (VfL Wolfsburg). Mit 216 Stimmen siegte Marozsán vor Popp (113) und Mandy Islacker (1. FFC Frankfurt/107). Und der Titelhunger ist noch nicht gestillt. In den Niederlandern kämpft Marozsán mit der DFB-Auswahl gerade um den EM-Titel.

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