Kim nennt Trump "geisteskrank" Nordkorea droht mit Wasserstoffbomben-Explosion

Der Krieg der Worte eskaliert weiter. Kim Jong Un bezeichnet Trump nun als dementen Greis, den er mit Feuer bändigen wolle. Nach den USA kündigt auch die EU neue Sanktionen gegen Pjöngjang an. Doch Nordkorea geht mit seinen Drohungen noch einen Schritt weiter.

 Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un verliest eine Erklärung zu US-Präsident Trump.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un verliest eine Erklärung zu US-Präsident Trump.

Foto: KCNA/KNS/AP

Machthaber Kim Jong Un ging Trump am Freitag in einer persönlichen Stellungnahmen zu dessen Drohung mit einer "totalen Vernichtung" Nordkoreas im Fall eines Angriffs mit den Worten an: "Ich werde den geisteskranken, dementen US-Greis gewiss und auf jeden Fall mit Feuer bändigen", wurde er von den Staatsmedien zitiert.

Sein Außenminister Ri Yong Ho sagte laut südkoreanischer Nachrichtenagentur Yonhap in New York, der nächste Atomtest Nordkoreas könne die "stärkste Explosion einer Wasserstoffbombe" im Pazifischen Ozean bringen. Kanzlerin Angela Merkel mahnte erneut eine diplomatische Lösung an.

Mit den gegenseitigen Drohungen verschärft sich der "kalte Krieg" zwischen dem weithin abgeschotteten Nordkorea und der Supermacht USA. Trump legte nach der Replik Nordkoreas nach. "Kim Jong Un, der offensichtlich ein Verrückter ist und dem es nichts ausmacht, seine eigenen Leute verhungern zu lassen, wird geprüft wie niemals zuvor!", schrieb Trump im Kurznachrichtendienst Twitter. Der Präsident spielte damit offensichtlich auf die neuen Sanktionen gegen Nordkorea an, die er am Vortag verhängt hatte.

Trump hatte am Dienstag in der UN-Vollversammlung in New York gedroht, Nordkorea bei einem Angriff "total zu zerstören". Das Atomprogramm des Landes sei eine Gefahr für die ganze Welt. Kim erwiderte, der US-Präsident müsse seine Drohungen "teuer bezahlen", seine Land werde über "harte Maßnahmen auf dem höchstem Niveau der Geschichte" nachdenken.

Außenminister Ri stieß später die Drohung mit einem Wasserstoffbombentest in Anspielung auf die Äußerungen Kims aus. Er wisse aber nicht, wie Kims Befehle aussehen würden, wurde er von Yonhap zitiert. Im Pazifik unterhalten die USA Militärstützpunkte, unter anderem auf Guam.

Bundeskanzlerin Merkel bot erneut eine deutsche Vermittlerrolle an. "Wir alle sind beunruhigt, wenn wir sehen, was für Atomtests in Nordkorea durchgeführt werden", sagte sie bei einem Wahlkampfauftritt im hessischen Heppenheim. "Aber auch hier, gerade mit Blick auf Nordkorea, sage ich ganz eindeutig: Hier gibt es nur eine diplomatische Lösung, alles andere führt ins Unglück. Deshalb ist Deutschland und auch Europa bereit, hier mitzuhelfen, diesen Konflikt zu lösen."

Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von einer "Eskalation der Rhetorik". "Die Staatengemeinschaft habe sich aus guten Gründen schon in den 60er Jahren geeinigt, keine atmosphärischen Nuklearwaffentestes mehr durchzuführen." Wenn diese Einigkeit nun durchbrochen würde, wäre das "eine neuerliche und ungeheuerliche Steigerung des schon jetzt verantwortungslosen Vorgehens Nordkoreas."

Russland rief die Beteiligten in dem Konflikt zur Zurückhaltung auf. "In Moskau herrscht große Sorge wegen der eskalierenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel ", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Russland sei weiterhin überzeugt, dass es keine Alternative zu einer Verhandlungslösung gebe, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Nach den USA kündigte auch die EU neue Sanktionen gegen Pjöngjang an . Dabei soll es um ein Verbot von Investitionen in Nordkorea für sämtliche Wirtschaftszweige gehen, wie es aus EU-Diplomatenkreisen hieß.

Die EU will die neuen Sanktionen im Oktober verabschieden. Diese Grundsatzentscheidung trafen die für Sicherheitsfragen zuständigen EU-Botschafter am Donnerstagabend, wie es aus EU-Diplomatenkreisen hieß. Dabei sollen auch Ölausfuhren in das Land untersagt werden. Zudem sind Einreiseverbote und Kontosperren für weitere nordkoreanische Personen, Organisationen und Unternehmen geplant.

Trump hatte kurz zuvor neue, harte Sanktionen gegen Nordkorea verkündet. Sie zielen darauf ab, jeglichen Handel mit Nordkorea zu unterbinden. Banken weltweit können demnach künftig keine Geschäfte mehr mit Nordkorea abwickeln und gleichzeitig straffrei Geschäftsbeziehungen in oder mit den USA unterhalten. "Jede Bank steht vor einer klaren Entscheidung", sagte Trump in New York. "Geschäfte mit den USA oder Geschäfte mit Nordkorea." Japans Ministerpräsident Shinzo Abe und Südkoreas Präsident Moon Jae In begrüßten die Entscheidung Trumps.

Der UN-Sicherheitsrat hatte bereits im August und September zusätzliche Strafmaßnahmen gegen Nordkorea beschlossen. Grund sind die anhaltenden Atom- und Raketentests des kommunistischen Lands, die gegen internationales Recht verstoßen.

China rief Nordkorea erneut dazu auf, das Atomprogramm aufzugeben. Außenminister Wang Yi sagte in New York: "Wir rufen Nordkorea dazu auf, nicht weiter in die eingeschlagene gefährliche Richtung zu gehen." Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un blieb der UN-Generaldebatte wie im vergangenen Jahr fern.

Weitere Infos

  • Offiziell gibt es nur fünf Atommächte: die UN-Vetomächte USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China. Doch es gilt als sicher, dass auch Nordkorea, Indien, Pakistan und Israel Kernwaffen besitzen. Die mit Abstand größten Atomwaffenarsenale haben nach Angaben der Federation of American Scientists (FAS) Russland mit 7000 und die USA mit 6800 Sprengköpfen.

Tatsächlich einsatzbereit haben die Russen davon demnach 1950 und die USA 1740 Atomsprengköpfe. Mit weitem Abstand folgt Frankreich mit insgesamt 300 Sprengköpfen vor China (260) und Großbritannien (215). Pakistan hat laut FAS insgesamt etwa 120 bis 130 Sprengköpfe in seinen Arsenalen. Indien kommt auf etwa 110 bis 120 und Israel auf etwa 80. Über das Waffenprogramm Nordkoreas ist relativ wenig bekannt.

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