Hintergrund: Die internationalen Interessen in Syrien

Berlin · Nach mehr als vier Jahrzehnten autoritärer Herrschaft und fast fünf Jahren Bürgerkrieg gleicht der Vielvölkerstaat Syrien einem Pulverfass. Auch beim Treffen der G20 in der Türkei steht der Syrien-Konflikt auf der Tagesordnung.

 Eine russische SU-24. Foto: Russian Defence Ministry Press Service/Archiv

Eine russische SU-24. Foto: Russian Defence Ministry Press Service/Archiv

Foto: DPA

So verschieden die Interessen der internationalen Akteure auch sein mögen, eines haben fast alle gemeinsam: den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

USA: Aus Sicht Washingtons hat Machthaber Baschar al-Assad sein Land erst zum Magneten für IS-Terroristen gemacht. Deshalb soll er im Zuge eines politischen Übergangs abtreten. Die USA führen den Kampf gegen den IS seit mehr als einem Jahr an. Sie werden von Frankreich und anderen westlichen sowie arabischen Ländern unterstützt.

RUSSLAND: Russland ist die wichtigste Schutzmacht Assads. Schon seit Jahrzehnten unterstützt der Kreml die Herrscherfamilie. Seit Ende September fliegt Moskaus Luftwaffe Angriffe in Syrien. Sie sollen nach Angaben des Kremls den IS bekämpfen. Der Westen und syrische Aktivisten werfen Russland jedoch vor, die meisten Angriffe richteten sich gegen andere Rebellen, um so das Regime zu stärken.

DEUTSCHLAND: Im Ringen um Frieden in Syrien muss nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Assad einbezogen werden. Denn unter den Flüchtlingen in Deutschland stellen Syrer mit Abstand die größte Gruppe. Eine politische Lösung im Konflikt könnte die Zahl der Neuankömmlinge deutlich reduzieren. Bisher lehnen insbesondere die USA, Großbritannien und Frankreich Gespräche mit Assad ab.

IRAN: Der Iran ist neben Russland wichtigster Unterstützer Assads. Experten halten eine Beilegung des Syrien-Konflikts ohne den Iran für fast ausgeschlossen. Zugleich ist die schiitisch geprägte Islamische Republik Iran an einem erfolgreichen Kampf gegen die sunnitische Terrormiliz IS interessiert.

TÜRKEI: Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will, dass Assad im Nachbarland abgelöst wird. Die Türkei ist offiziell Teil des Bündnisses gegen den IS und hat den Luftwaffenstützpunkt Incirlik für Luftangriffe gegen die Terrormiliz zur Verfügung gestellt. Die türkische Armee hat selbst gelegentlich Angriffe gegen den IS geflogen. Sie bekämpft aber vor allem die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK.

ARABISCHE STAATEN: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien unterstützen die USA bei den Luftangriffen. Vor allem Saudi-Arabien und Jordanien sehen den IS als Gefahr, weil die Extremisten bis an ihre Grenzen herangerückt sind.

OMAN ist das einzige arabische Land, das stets gute Beziehungen zum Iran unterhalten hat. Der Staat agierte bereits mehrmals als Vermittler zwischen dem Iran und dem Westen, etwa bei der Freilassung ausländischer Gefangener in der Islamischen Republik oder im Atomstreit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort