Freund nennt Attentäter von Ottawa "geisteskrank"

Ottawa/London · Nach dem Attentat mit zwei Toten in Ottawa hat der kanadische Premierminister Stephen Harper schärfere Anti-Terror-Gesetze angekündigt.

 Polizisten stehen am Weltkriegsdenkmal in Ottawa, vor dem der Soldat niedergeschossen wurde. Foto: Cole Burston

Polizisten stehen am Weltkriegsdenkmal in Ottawa, vor dem der Soldat niedergeschossen wurde. Foto: Cole Burston

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In einer Rede zur Wiedereröffnung des Parlaments betonte er am Donnerstag zugleich, Kanada lasse sich nicht einschüchtern von Gewalt und Terror. "Wir werden wachsam sein, aber wir werden nicht verängstigt umherlaufen", sagte er unter Beifall der Abgeordneten. Am Tag nach den tödlichen Schüssen im Regierungsviertel blieb die Frage nach islamistischen Motiven des erschossenen Täters offen.

Die Polizei bestätigte lediglich, dass ein Einzeltäter den Soldaten am Kriegsdenkmal erschossen hat und dann ins Parlament gestürmt war. Harper sagte, es sei ein kanadischer Staatsbürger gewesen. Nach Medienberichten handelt es sich um den geistig verwirrten 32-jährigen Michael Zehaf-Bibeau, der erst kürzlich zum Islam konvertiert sei. Laut Gerichtsunterlagen wurde er in der Vergangenheit unter anderem wegen Drogenvergehen verurteilt.

Er sei in Kanada geboren und aufgewachsen, habe aber auch einige Zeit in Libyen verbracht. "Ich denke, er war geisteskrank", zitierte die kanadische Zeitung "The Globe and Mail" einen Bekannten des Täters.

Die Behörden hätten den Mann bereits zuvor als "Reisenden mit hohem Sicherheitsrisiko" ("high-risk-traveller") eingestuft, berichtete die Zeitung weiter. In anderen Medienberichten hieß es, er stehe auf einer Liste von 90 Personen, die wegen einer möglichen Terrorgefahr beobachtet werden.

"Die Kanadier werden sich nicht einschüchtern lassen", sagte Harper vor dem Parlament. Er habe bereits seit längerem für schärfere Anti-Terror-Gesetze plädiert. Entsprechende Gesetzesentwürfe seien "bereits auf dem Weg und werden beschleunigt". Ihm sei aber auch klar: "Wir leben in einer gefährlichen Welt."

Auch ein Imam von Ottawa legte Blumen am Kriegsdenkmal ab. Die muslimische Gemeinde unterstütze keine Gewalt, sagte der Imam Sikander Hashmi Nachrichtenagentur dpa. "Ich bin ein stolzer Kanadier", fügte er hinzu.

Nach den Schüssen am Kriegsdenkmal war der Attentäter am Mittwoch mit einem Gewehr in das nahe gelegene Parlamentsgebäude gestürmt. Dort schoss er um sich, bevor der 58-jährige Wachmann Kevin Vickers ihn erschoss. Vickers wurde in Kanada wie ein Held gefeiert. Vickers arbeitet als eine Art Waffen- und Zeremonienmeister im Parlament. Harper dankte ihm ausdrücklich für sein entschlossenes Handeln.

Queen Elizabeth II., britische Königin und zugleich Staatsoberhaupt Kanadas, verurteilte das Verbrechen. Sie sei schockiert und traurig. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich ähnlich. Der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, sprach von einem "terroristischen Anschlag".

Das Fernsehen zeigte dramatische Szenen von flüchtenden Menschen und angsterfüllten Parlamentariern und Angestellten. Harper, der sich im Parlament befand, wurde sofort in Sicherheit gebracht. Drei Verletzte wurden im Krankenhaus behandelt, konnten dieses aber nach Angaben der Klinik kurz darauf wieder verlassen.

Es war schon der zweite Anschlag in Kanada in dieser Woche. Am Montag hatte ein mutmaßlicher Islamist zwei Soldaten mit einem Auto überfahren. Ein Soldat starb, der Täter wurde nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen.

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