Trotz deutlichen Rückgangs Experte: "Gefühlte Kriminalitätstemperatur" ist gestiegen

Berlin · Der Rückgang der registrierten Straftaten um rund zehn Prozent im Jahr 2017 hat aus Expertensicht mehrere Gründe. So sei die Lage der Flüchtlinge besser geworden, sagte Kriminologe Christian Pfeiffer.

 Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um mehr als zehn Prozent zurückgegangen.

Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um mehr als zehn Prozent zurückgegangen.

Foto:  Nicolas Armer

Im Vergleichsjahr 2016 habe es mit dem Zustrom von Flüchtlingen sehr viel Verunsicherung gegeben und eine Zunahme von Straftaten aller Art, gerade auch bei den Gewalttaten.

"Das hat sich wieder deutlich verändert. Die Zahl der Gewalttaten war besonders in Flüchtlingsheimen enorm nach oben gegangen weil dort Feinde aufeinandertrafen Sunniten auf Schiiten, Kurden auf Feinde mit denen sie im Krieg stehen - und auf einmal sind die in derselben Turnhalle Matratze an Matratze", sagte Pfeiffer der Deutschen Presse-Agentur.

Inzwischen wirke es sich aus, dass viele Flüchtlinge Hoffnung schöpfen könnten. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow sagte, mehr als die Hälfte des Rückgangs von 2016 auf 2017 entfalle auf Verstöße gegen Aufenthaltsbestimmungen.

Zudem habe sich die Gesamtlage am Arbeitsmarkt weiter verbessert, sagte Pfeiffer: "Und es wirkt sich aus, dass wir seit langem im Bereich der Integration der Migranten, die schon seit zehn oder zwanzig Jahren in Deutschland leben, gerade im Bildungssektor gut vorangekommen sind."

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist laut Pfeiffer um über zehn Prozent zurückgegangen. Gründe: Die Eigentümer hätten stark in den Einbruchschutz investiert, und die Polizei habe ihre Arbeit verstärkt.

Die "gefühlte Kriminalitätstemperatur" der Bevölkerung sei dennoch angestiegen. "Die Verunsicherung der Menschen ist gewachsen durch den Zustrom der Menschen aus fremden Kulturen." Das beruhige sich zwar mit der Zeit wieder, "wenn wir uns gewöhnen an die neue Lage". Aber zunächst einmal sei damit auch die Anzeigebereitschaft erhöht. "Da dürfte sich eine Diskrepanz entwickelt haben zwischen der objektiven Lage und dem, was die Menschen fühlen."

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