Fehlalarm durch Nervosität? Entwarnung nach Terrorangst in Londons Einkaufsviertel

London · Menschen berichten von Schüssen im Zentrum Londons, Panik bricht aus. Zwei U-Bahn-Stationen werden vorübergehend evakuiert. In sozialen Netzwerken überschlagen sich die Spekulationen - doch die Polizei gibt Entwarnung.

 Blick auf die Oxford Street in der Nähe der U-Bahnstation Oxford Circus.

Blick auf die Oxford Street in der Nähe der U-Bahnstation Oxford Circus.

Foto: Georgina Stubbs

Die Nerven in der britischen Hauptstadt liegen blank: Die Londoner Polizei hat nach einer Massenpanik in der Innenstadt Entwarnung gegeben. Es seien keine Hinweise auf Verdächtige, Schüsse oder mögliche Opfer gefunden worden, hieß es in einer Mitteilung von Scotland Yard.

Die Einsatzkräfte hatten den Zwischenfall vorsorglich wie eine mögliche Terrorlage behandelt. Wie es zu dem Fehlalarm kommen konnte, war am Freitagabend unklar.

In London ist die Nervosität wegen der Bedrohung Großbritanniens durch islamistischen Terrorismus besonders hoch. Das Land wurde in diesem Jahr bereits fünf Mal zum Ziel von Terroranschlägen mit insgesamt 36 Todesopfern.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan dankte den Einsatzkräften für ihre schnelle Reaktion, warnte aber davor, nachlässig zu sein. "Im Zweifel ist es immer besser, auf Nummer sicher zu gehen."

Zuvor hatte es Berichte über Schüsse in dem belebten Gebiet um die U-Bahn-Stationen Oxford Circus und Bond Street und die nahen Einkaufsmeilen gegeben. Beide U-Bahn-Stationen waren vorübergehend evakuiert worden. Menschen flohen teils in Panik. Mindestens eine Frau soll dabei leicht verletzt worden sein.

Scotland Yard hatte eigenen Angaben zufolge mehrere Anrufe mit Berichten über Schüsse erhalten und den Vorfall zunächst wie einen Terroranschlag behandelt. Die Menschen wurden aufgefordert, sich in den Gebäuden in der Nähe der U-Bahnstation zu verstecken und sich nicht an Fenstern zu zeigen.

"Niemand hat wirklich etwas gesehen, aber alle sind gerannt, haben Taschen weggeschmissen, geweint, geschrien", sagte ein Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur, der sich während des Vorfalls in einem der umliegenden Restaurants versteckt hatte. "Das war traumatisch."

Eine Frau namens Paula, die in einem Bus in Richtung des Bahnhofs Victoria unterwegs war, berichtete dem "Guardian": "Ich sah ungefähr zehn bewaffnete Polizisten, die aus einem Kastenwagen sprangen und in Richtung der U-Bahn-Station liefen. (...) Ich hörte Leute rufen, dass jemand erschossen worden sei."

Zur Aufregung scheinen auch Berichte in sozialen Medien beigetragen zu haben. So schrieb beispielsweise der britische Popsänger Olly Murs (33) am Freitagnachmittag auf Twitter, er befinde sich im Kaufhaus Selfridges, wo es Schüsse gegeben habe. "Alle raus aus Selfridges, hier sind Schüsse. Ich bin drin." Murs hat 7,8 Millionen Fans auf Twitter. Einige Zeit später gestand er ein, sich geirrt zu haben. Es seien wohl doch keine Schüsse gefallen.

Beide U-Bahnstationen wurden am Abend wieder geöffnet, der Zugbetrieb wieder normal aufgenommen, wie die Nahverkehrsbehörde mitteilte.

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