Hilfe in Nepal Bonner Arzt bricht zu Hilfeinsatz ins Erdbebengebiet auf

BONN · Der Rucksack ist gepackt, Michael Brinkmann wartet jetzt nur noch auf das Signal der Hilfsorganisation Humedica, für die der Arzt seit vielen Jahren in Krisenfällen tätig ist.

In den kommenden Tagen wird er nach Kathmandu fliegen, um vor Ort in Nepal den vielen Verletzten nach dem verheerenden Erdbeben zu helfen. Für den Bonner, der seine Praxis in Niederkassel hat, wird es der 14. Einsatz in einem Krisengebiet sein.

"Ich sitze neben meinem Handy und warte auf den Anruf" , erklärt Brinkmann. Für ihn war sofort klar, dass er als Teil eines medizinischen Einsatzteams nach Nepal reist. "Ich war bereits zweimal dienstlich dort und habe auch privat einige Wochen mit meiner Frau dort verbracht. Mein Herz hängt an dem Land."

Am Samstag kam die Alarm-SMS von Humedica. Abgefragt wurde, wer als Helfer nach Nepal reisen könnte. "Als meine Familie mir versichert hat, dass sie diesen Einsatz aushalten und zulassen kann, habe ich mich gemeldet", sagt der zweifache Familienvater. Die Hilfsorganisation setzt jetzt die einzelnen Teams aus Ärzten, Pflegekräften und Koordinatoren zusammen und organisiert Flüge nach Kathmandu.

Wenn das Handy von Brinkmann klingelt, geht es los. "Ich kann innerhalb weniger Stunden im Flieger sitzen." Immer griffbereit hat er in diesen Stunden seinen Rucksack, den er mit praktischer Kleidung, Bergschuhen und einer Notration an Müsliriegeln gepackt hat. "Nach der Erfahrung der vergangenen Einsätze weiß ich, dass es in den ersten Tagen schwierig werden könnte, an Lebensmittel zu kommen", sagt der Bonner.

Aus den vergangenen Einsätzen - zuletzt war Brinkmann 2013 nach dem Taifun "Haiyan" auf die Philippinen gereist - hat er auch gelernt, die emotionale Intensität vor Ort nicht zu sehr an sich heranzulassen. "Man bekommt ein Gespür für die Situation und weiß im Vorfeld, dass es sich hier um eine furchtbare Katastrophe handelt", sagt Brinkmann, der bereits Katastrophen- und Kriegseinsätze im Irak, in Haiti oder Afghanistan hatte. "Vieles kommt dann erst nach der Rückkehr in Deutschland wieder hoch", sagt der Allgemeinmediziner.

Etwa drei Wochen wird sein Einsatz in Nepal dauern. Aufgrund der hohen Intensität der Arbeit in den ersten Tagen ist ein längerer Aufenthalt des Ersteinsatzteams nicht geplant. "Nachfolgeteams bleiben aber einige Wochen länger vor Ort." Seine Familie wird er die ersten Tage nicht sprechen können. Sie werden jedoch von Humedica über alles informiert.

Neben seiner persönlichen Arztausrüstung nimmt Brinkmann immer auch ein ganz besonderes Hilfsmittel mit: Seifenblasen. Sie sollen den Kindern die Angst nehmen. "Wir können das Leid kaum lindern, aber den Kindern für einen Moment ein Lächeln ins Gesicht zaubern."

Update, 29. April

Michael Brinkmann hat das Signal der Hilfsorganisation Humedica erhalten und ist am Mittwochmorgen nach Nepal aufgebrochen. Dies teilte Brinkmann per Mail mit.

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