Australian Open Licht aus: Kein Rekord für Serena Williams in Melbourne

Melbourne · Die beste Tennisspielerin der vergangenen Jahrzehnte scheidet trotz einer 5:1-Führung im letzten Satz und vier Matchbällen aus. Damit bleibt der 24. Grand-Slam-Titel für Serena Williams auch in Melbourne unerreichbar. Entschuldigungen lässt sie nicht gelten.

 Serena Williams verlor das Match noch im dritten Satz.

Serena Williams verlor das Match noch im dritten Satz.

Foto: Julian Smith/AAP

Wenn am Samstag die Scheinwerfer auf die Siegerin der Australian Open gerichtet werden, wird Serena Williams nicht mehr im Rampenlicht von Melbourne stehen.

Wie sie den ersehnten 24. Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier im Viertelfinale verpasste, war denkwürdig - wie schon zuletzt bei den US Open. "Sie hat die Lampen ausgeschossen", stellte die langjährige Tennis-Dominatorin nach der 4:6, 6:4, 5:7-Niederlage gegen die unerbittlich im Alles-oder-nichts-Stil schlagende Tschechin Karolina Pliskova fest. Eine 5:1-Führung und vier Matchbälle reichten der Amerikanerin nicht, die bei der ersten Chance auch noch umknickte. Pliskova knipste an einem strahlenden Sommernachmittag danach noch das Licht für Serena Williams aus.

Dabei deutete nach einer Leistungssteigerung gegen Pliskova ab Mitte des zweiten Satzes alles auf den Halbfinal-Einzug bei dem Turnier hin, wo die langjährige Nummer eins vor zwei Jahren schon als Schwangere ihren 23. Grand-Slam-Triumph feierte.

Seitdem ist Serena Williams alleinige Rekordlerin der Profi-Ära vor Steffi Graf und nur einen Titel von der Allzeit-Bestmarke der Australierin Margaret Court entfernt. Der Rekord ist nun erst Anfang Juni bei den French Open wieder greifbar. Und allmählich läuft der 37-Jährigen auch ein bisschen die Zeit davon. Serena Williams ist indes überzeugt, weiterhin bei den vier großen Turnieren noch die Trophäen abräumen zu können.

Doch seit ihrer Rückkehr nach der Babypause verlor die beste Spielerin der vergangenen beiden Jahrzehnte das Wimbledon-Finale gegen Angelique Kerber und mit ungebührlichem Benehmen auch das US-Open-Endspiel gegen die Japanerin Naomi Osaka, die diesmal im Halbfinale ihre Gegnerin gewesen wäre.

Schimpftiraden gegen den Schiedsrichter und gar einen Spielabzug wie in New York gab es diesmal nicht, sehr ruhig, aufgeräumt und fair analysierte Serena Williams die bittere Niederlage und ihre Gesamtsituation seit dem Comeback. Sie wolle nicht lügen: "Für mich geht es immer nur ums Gewinnen. Das ist bisher nicht passiert. Aber ich habe das Gefühl, dass es passieren wird. Einfach immer Match für Match weiterkämpfen, schätze ich", sagte die siebenmalige Australien-Gewinnerin und räumte ein, die Situation sei nicht einfach für sie. Niederlagen vertrage sie einfach nicht gut.

Entschuldigungen für sich selbst will sie nicht gelten lassen. Der beim ersten Matchball durch eine plötzliche Richtungsänderung lädierte linke Knöchel sei nicht der Grund für die Wende. Den Physiotherapeuten wollte sie deswegen nicht rufen, der Knöchel sei auch keine Ausrede. "Sie hat die Bälle reingenagelt, und ich habe Fehler gemacht", sagte Serena Williams.

Pliskova demonstrierte, was auch schon dem Griechen Stefanos Tsitsipas beim Sieg gegen Roger Federer half: keine Angst vor den scheinbar immer noch übermächtigen Altmeistern und Giganten dieser Sportart. "Ich weiß, dass sie die Größte der Geschichte ist", sagte die 26-Jährige, die selbst schon die Nummer eins war. Trotzdem sei auch die derzeitige Weltranglisten-16. nur eine Spielerin, die sie schlagen wolle, betonte Pliskova. "Ich weiß, dass sie ein paar Probleme bekommt, wenn man sie unter Druck setzt." Druck macht sich Serena Williams selbst weiter reichlich - vielleicht ja zu viel.

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