Generalvikar Stefan Heße Steiler Aufstieg in der Kölner Kirche

KÖLN · Eine solch steile Karriere hat im Kölner Erzbistum wohl schon lange kein Geistlicher mehr hingelegt. Vor 18 Jahren war Stefan Heße noch Kaplan einer Gemeinde an der Erft, heute wird bekanntgegeben, dass er künftig die Erzdiözese Hamburg führen wird. Damit wird der 48-Jährige zugleich ein einflussreicher Oberhirte in der katholischen deutschen Bischofskonferenz.

 Stefan Heße.

Stefan Heße.

Foto: dpa

Nicht einmal die "Zwischenstation Weihbischof" brauchte Heße - im Gegensatz zu den anderen Kölner Priestern, die in den vergangenen gut zwei Jahrzehnten auf deutsche Bischofssitze berufen wurden: Hubert Luthe (von 1991 bis 2002 in Essen), Friedhelm Hofmann (seit 2004 in Würzburg), Norbert Trelle (seit 2006 in Hildesheim), Rainer Maria Woelki (2011 bis 2014 in Berlin) und Heiner Koch (seit 2013 in Dresden).

In der Bischofskonferenz kennt sich Heße bereits aus, hat er doch das Erzbistum im vergangenen Jahr in den gut sechs Monaten zwischen dem Rücktritt von Joachim Kardinal Meisner und der Einführung Woelkis als Diözesanadministrator, also als Interimsbischof geführt.

Die bisherigen Stationen des kölschen Jung (Bäckerssohn aus Junkersdorf) mit dem modischen Dreitagebart, der seine öffentlichen Äußerungen gern mit einer Prise Humor würzt, zeigen seinen steilen Aufstieg: Priesterweihe 1993 nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Bonn und Regensburg, bis 1997 Kaplan in Bergheim, sechs Jahre in der Priesterausbildung, währenddessen Promotion, ab 2003 Leiter der Abteilung Pastorale Dienste im Generalvikariat, ab 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal und seit 2012 Generalvikar. Nachfolger Heßes soll laut "Kölner Stadt-Anzeiger" Kreisdechant Guido Assmann (Neuss) werden.

Heße gilt als moderner Verwaltungschef, der viel von Diskussionen und intensiver Beratung hält, den früher im Erzbistum gepflegten autoritären Stil aber eher weniger schätzt. Auch inhaltlich setzte er Zeichen: So gab er als Diözesanadministrator dem neuen Erzbischof mit auf den Weg, die Gremienstruktur zu überdenken.

Heße verwies auf sieben Gremien mit hoher Überschneidung zwischen den Mitgliedern: den Erzbischöflichen Rat, den Geistlichen Rat, den Priesterrat, den Diözesanrat, den Diözesan-Pastoralrat sowie die Frauen- und die Liturgiekommission. Ziel müsse sein, die Gremien zu verschlanken, um nicht mehr so viel Zeit für Sitzungen aufzuwenden.

Wichtig ist ihm auch mehr Transparenz bei den Finanzen. Als eines der ersten deutschen Bistümer legte Köln im vorigen Sommer das Immobilienvermögen offen. Und in den nächsten Wochen soll erstmals ein vollständiger Jahresabschluss des Erzbistums sowie der verbundenen Rechtsträger Erzbischöflicher Stuhl, Domkirche, Domkapitel, Priesterseminar und der selbstständigen Stiftungen veröffentlicht werden.

Doch Heße kann auch unbequem sein: Das von vielen Gläubigen kritisierte Konzept der großen Seelsorgebereiche vertritt er stets offensiv. "Ohne generell für Zentralisierung einzutreten, halte ich es für gut, wenn es Orte gibt, an denen die Musik spielt, und zwar kräftig", sagte er einmal in einem Interview.

Für ihn selbst spielt nun die Musik in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg. Er kommt damit vom bevölkerungsreichsten deutschen Bistum in die flächenmäßig größte Diözese. Nur sieben Prozent der 5,8 Millionen Bewohner sind dort katholisch. Wie die katholische Kirche auch in der Diaspora sichtbar bleibt, dazu können ihm Koch und Woelki sicherlich einige Tipps geben.

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