Interview mit Ralph Müller-Schallenberg "Wer den Kampf haben will, kann ihn haben"

KÖLN · Die Wogen kochen hoch: Seit NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) umfassende Änderungen des Jagdrechts plant, laufen die Waidmänner Sturm. Sie sollen auf viele Jagdpraktiken verzichten, die Tierschützer seit Jahren anprangern. Vor der Regionalkonferenz der Jäger heute in Köln sprach Jasmin Fischer mit Ralph Müller-Schallenberg, Präsident des Landesjagdverbandes NRW.

Viele Bürger haben mit dem Vorstoß der rot-grünen Landesregierung für Änderungen im Jagdrecht überhaupt erst erfahren, dass Jäger Hauskatzen erschießen dürfen. 7600 Katzen sind vergangenes Jahr in NRW auf diese Weise umgekommen. Die Empörung ist groß. Warum halten Sie stur an dieser Praxis fest?
Ralph Müller-Schallenberg: Die beste Alternative sind Katzen- und Hundehalter, die auf ihre Haustiere aufpassen. Aber leider nimmt das Problem wildernder Haustiere permanent zu. Eine Katze erbeutet im Jahr allein bis zu 1000 Sing- und Wildvögel. Wir brauchen den Abschuss aber nur als Ultima Ratio, sonst wird ein geteilter Tierschutz zementiert. Denn um den Schutz der frei lebenden Tierwelt kümmern sich nur die Jäger.

Tier- und Umweltschützer begrüßen die Jagdrechtsnovelle. Für sie sind die geplante Abschaffung der Hundejagd auf Füchse und Dachse, des Trainings von Jagdhunden an flugunfähigen Enten sowie von Tötungsfallen überfällig. Welche Argumente sprechen denn überhaupt noch für diese Praktiken?
Müller-Schallenberg: Ein Verbot der Baujagd und massive Einschränkungen bei der Fallenjagd würden die ohnehin gefährdete Artenvielfalt weiter belasten. Die grünen Ideologen haben einen Scheuklappenblick. Der Tierschutz von Bodenbrütern und anderen frei lebenden Arten vor Fressfeinden kümmert sie nicht. Demnächst verbieten sie auch noch Mausefallen und Rattendezimierung.

Wie müsste Ihrer Meinung nach denn eine Neuorientierung der Jagd aussehen?
Müller-Schallenberg: Mit einer sinnvollen Neuorientierung hat der Gesetzentwurf ja nichts zu tun. Er ist sogar in Teilen verfassungswidrig. Das Jagdrecht hat sich stets fortentwickelt und bewährt. Einen Umsturz brauchen wir gewiss nicht. Es handelt sich um puren Lobbyismus der grünen Partei und ihrer Verbotsfreunde. Ich bin gespannt, was die Regierungspartei SPD zu diesem völlig einseitigen Gesetzentwurf mit überflüssigen Vorschriften und unfairen Verboten sagt. Dagegen erheben sich nicht nur Jäger und Grundeigentümer, sondern der ländliche Raum insgesamt. Heute Abend gehen wir deshalb erstmals groß in Köln in die Öffentlichkeit. Wir kämpfen mit neun Partnerverbänden und 500 000 Mitgliedern bis zur geplanten Verabschiedung des Gesetzes im Mai 2015 gegen neue Verbote. Eines ist klar: Wer den Kampf auf dem Lande will, der kann ihn haben.

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