Evangelische Kirche im Rheinland Evangelische Kirche halbiert Zahl der Pfarrer

BAD NEUENAHR · Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) reduziert ihr geistliches Personal. Die Zahl der derzeit 1900 verbeamteten Pfarrerinnen und Pfarrer soll bis zum Jahr 2030 auf 1000 sinken.

Dies beschloss die bis Freitag im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr tagende Landessynode der zweitgrößten Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Damit zieht die Synode neben finanziellen auch strukturelle Konsequenzen daraus, dass die Zahl der Kirchenmitglieder aufgrund von Demografie und Kirchenaustritten sinkt. Noch gehören ihr rund 2,7 Millionen Menschen an. Außerdem sollen angesichts der großen Pensionierungswelle Ende des Jahrzehnts 50 statt 20 neue Pfarrer pro Jahr eingestellt werden. Allerdings teilt die Landessynode die Sorge der Kirchenleitung, dass diese Zahl aufgrund des derzeit eher schwachen Interesses am Pfarrerberuf nicht erreicht wird. Deshalb plant die Kirchenleitung eine breit angelegte Werbekampagne unter jungen Menschen, um diese für das Studium der Theologie zu interessieren. Auch will die Kirchenleitung das Pfarramt für Seiteneinsteiger etwa mit einem Masterstudium in Theologie öffnen.

Vizepräses Christoph Pistorius, der in der Kirchenleitung für die Theologen zuständig ist, versicherte aber vor der Presse, dass man bei den Anforderungen an künftige Geistliche "nicht mit den Preisen heruntergehen" werde. "Die wissenschaftlichen Anforderungen an den evangelischen Pfarrer bleiben." Für Präses Manfred Rekowski kommt es darauf an, den jungen Menschen den "schönen Beruf des Pfarrers schmackhaft" zu machen. Deshalb werde die rheinische Kirche auch an der Verbeamtung der künftigen Pfarrer festhalten. Allerdings sollen Gemeinden zusätzliche Pfarrer im Angestelltenverhältnis einstellen können. Sie gibt es bislang nur in Ausnahmefällen.

Einmütig stimmte die Synode auch für eine Aufstockung der Umlage für die Pensionsversorgung der Kirchenbeamten und deren Witwen - von 22 auf 24 Prozent der frei verfügbaren Kirchensteuereinnahmen. Auch die Umlage für die Beihilfen in Krankheitsfällen wird um ein Prozent erhöht, so dass künftig für die Versorgung der Pensionäre ein Viertel der Kirchensteuereinnahmen aufgebracht werden. Die Kirchenleitung räumte ein, dass dies zu einer "schmerzlichen Belastung" der 731 Kirchengemeinden führt. Dafür würden aber die künftigen Generationen entlastet. In der Versorgungskasse fehlen versicherungsmathematisch 1,1 Milliarden Euro. Die Lücke soll bis Anfang 2020 zu 60 bis 70 Prozent gedeckt werden.

Die Kirchenleitung soll nach dem Willen der Synodalen überprüfen, ob junge Pfarrer bei der Übernahme in das Beamtenverhältnis nicht in der gesetzlichen Krankenkasse verbleiben können. Auch soll die Kirchenleitung checken, ob bei den Beihilfen die günstigeren Sätze des Bundes statt das teurere NRW-Modell angewendet wird. Im Wettbewerb um neue Pfarrer wird sich die rheinische Kirche laut Vizepräses Pistorius in Zukunft mehr dem Wettbewerb mit den anderen 19 Landeskirchen der EKD stellen. Nach seiner Überzeugung spricht für das Rheinland die presbyterial-synodale Ordnung, die eine gemeinsame Leitung der Kirchengemeinde mit Presbytern vorsieht, sowie der christlich-jüdische Dialog.

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