Kriminalität in NRW Zahl der Wohnungseinbrüche steigt

BONN · Nordrhein-Westfalen bekommt das Problem der Wohnungseinbrüche nicht in den Griff. Im ersten Halbjahr 2015 ist ihre Zahl erneut deutlich gestiegen: Mit 33.566 Einbrüchen war die erste Jahreshälfte Negativ-Spitzenreiter seit Beginn des Jahrzehnts.

Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr lag die Zahl bei 29 086, 2010 noch bei 22.237. Die Entwicklung geht aus Zahlen hervor, die die FDP-Opposition bei NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) angefragt hat.

"NRW ist in den vergangenen fünf Jahren unter Rot-Grün zum Paradies für Einbrecher mutiert. Wenn Einbrecher wie Heuschrecken nahezu ungehindert über bestimmte Regionen in NRW herfallen, ist das eine Bankrotterklärung für Innenminister Jäger", kommentierte Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, den 50-prozentigen Anstieg der Einbruchszahlen.

Bonn ist in dieser Entwicklung der positive Ausreißer: Hier ist die Zahl in der ersten Jahreshälfte zum zweiten Mal in Folge leicht gesunken - und zwar auf 1117 Einbrüche (Vergleichszeitraum 2013: 1843 Einbrüche; 2014: 1247). Die leichte Entspannung kommt, nachdem die Einbrüche seit 2010 kontinuierlich bis 2013 angestiegen waren. Von Entwarnung dürfte allerdings keine Rede sein. Die Aufklärungsquote ist in Bonn zwar besser als anderswo, mit 15,4 Prozent aber dennoch niedrig in den Augen der Geschädigten. Zum anderen sind Einbrecher nie weit weg: In Köln haben sie dieses Jahr bereits 3801 Mal zugeschlagen - seit 2010 der höchste Wert. Im Rhein-Erft-Kreis hat sich die Zahl der Einbrüche im Vergleich zu 2014 sogar fast verdoppelt.

Auch Münster, Dortmund, Essen und Gelsenkirchen treiben die Einbruchsstatistik für NRW rasant in die Höhe. 2010 gab es in NRW ein Drittel weniger Einbrüche, lediglich 2014 hatte es zur Halbzeit eine leichte Verbesserung zur Jahresmitte 2013 gegeben. "Nur ein kurzes Zwischenspiel, keine Umkehr", so der CDU-Landtagsabgeordnete Gregor Golland.

Eine weitere, neue Entwicklung zeigen die aktuellen Zahlen aus dem Innenministerium: Langfinger entdecken in NRW offenbar vermehrt Fabrik- und Lagerhallen für sich. In dem Bereich hat sich die Zahl im Vergleich zu 2013 auf 66.067 mehr als verzehnfacht. Köln war von dem Anstieg kaum betroffen, Bonn und der Rhein-Erft-Kreis (plus 30 Prozent) und Euskirchen (plus 140 Prozent) sehr wohl.

"Die Landesregierung versagt auf ganzer Linie dabei, ein Gesamtkonzept umzusetzen, um einen spürbaren Teil der Einbrüche zu verhindern", kritisiert die FDP. "Unter Rot-Grün müssen sich die Menschen Sorgen um die Sicherheit ihres Zuhauses machen", so Lürbke weiter.

Als vielversprechende Gegenmaßnahme nehmen die Polizeibehörden in Köln und Duisburg laut NRW-Innenministerium schon im Herbst eine Software in Betrieb, mit der sich Wohnungseinbrüche mit hoher Treffgenauigkeit vorhersagen lassen. Das "Predictive Policing" basiert auch auf Daten früherer Tatorte, denn Einbrecher kehren gern an die Stellen zurück, an denen sie bereits erfolgreich waren. Profis und reisende Banden lassen sich ermittlungstechnisch auf diese Weise überholen, so die Hoffnung.

"Man muss abwarten, wie die Erfahrungen in diesem Pilotprojekt sind", sagt Ruth Braun, Sprecherin der Polizei Bonn, "wir haben bereits eigene, sehr effektive Auswertungssysteme." Der Kampf gegen Wohnungseinbrüche sei "absoluter Behördenschwerpunkt". Dass die Zahl in Bonn entgegen des NRW-Trends gesunken sei, sei erfreulich, doch ausruhen wolle man sich nicht auf dem Ergebnis. Die Polizei vor Ort setzt vor allem auf massive Kontrollen an Zufahrtsstraßen zu Wohngebieten - wie etwa am Montag in Beuel und Bad Honnef. Der beste Schutz gegen Einbrecher sind umsichtige Bewohner: "In Bonn scheiterten letztes Jahr fast 50 Prozent der Einbrecher an gut gesicherten Fenstern und Türen oder wachsamen Nachbarn", so Braun.

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