Tafel-Dachverband: Kein Verständnis für Vorgehen in Essen

Berlin/Essen · Der Dachverband der Tafeln hat kein Verständnis für den Aufnahmestopp für Migranten bei der Essener Tafel. "Den Essener Weg können wir so nicht nachvollziehen", sagte der Vorsitzende des Dachverbands, Jochen Brühl, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. "Für Tafeln zählt die Bedürftigkeit, nicht die Herkunft". Ähnliche Fälle in Deutschland seien nicht bekannt. Maßnahmen, mit denen einzelne Tafeln auf großen Andrang reagierten, gälten in der Regel für alle Kunden. "Diese reichen von Aufnahmepausen bis zum Rotationsprinzip und gelten für alle Kunden gleichermaßen."

 Kunden der Essener Tafel stehen vor der Ausgabestelle.

Kunden der Essener Tafel stehen vor der Ausgabestelle.

Foto: Roland Weihrauch/Aktuell

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Tafel in der Ruhrgebietsstadt seit Mitte Januar nur noch Bedürftige mit deutschem Pass neu in ihre Kundenkartei aufnimmt. Grund sei ein Anstieg des Anteils der Migranten an den Kunden auf etwa drei Viertel. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich gerade ältere Tafel-Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter von fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, hieß es.

"Wir sehen, dass hier eine Tafel an ihre absolute Belastungsgrenze gekommen ist. Die Tafeln sind aber angetreten, um ausnahmslos allen Menschen zu helfen, die in Not sind", kommentierte Brühl. Bundesweit liegt der Anteil der Tafel-Kunden mit Migrationshintergrund nach Angaben des Dachverbands "Deutsche Tafel e.V." bei mehr als 60 Prozent. Insgesamt steige die Zahl der Bedürftigen "immer weiter an", hieß es.

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