Hannelore Kraft in Norwegen und Estland Nordeuropa als Vorbild für Nordrhein-Westfalen

Oslo/Bergen · NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft besucht Norwegen und Estland - und hofft auf Erkenntnisse, wie Nordrhein-Westfalen vorwärts gebracht werden kann.

 Digitaler Vorreiter: Estlands Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves gibt bei der Parlamentswahl 2015 in Tallinn seine Stimme mittels E-Voting ab.

Digitaler Vorreiter: Estlands Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves gibt bei der Parlamentswahl 2015 in Tallinn seine Stimme mittels E-Voting ab.

Foto: picture alliance / dpa

Ein Jahr vor der Landtagswahl geben sich führende NRW-Politiker in Nordeuropa die Klinke in die Hand. Auf ihrer viertägigen Visite der Modell-Länder Norwegen und Estland sucht Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) die neuesten Trends in der Digitalisierung und Inklusion. Gerade erst hat CDU-Landeschef Armin Laschet in den baltischen Staaten Ideen für eine Digitalisierungs-Offensive in NRW gesammelt. Digitale Nachhilfe für den Wahlkampf 2017.

In Bergen besucht Kraft die Apeltun skole – eine vorbildliche Grundschule, wenn es um die Vereinbarung von Lernen und Bewegung geht. Auch in Norwegen ist mittlerweile fast jeder sechste Schüler mit acht Jahren zu dick. Die Apeltun skole kämpft in der großen Pause mit Lauf- und Ball-Wettbewerben gegen Fettpolster an. Ziel sind 60 Minuten Bewegung pro Schultag.

Daneben verbringen die Kleinsten einen Schultag pro Woche im Freien. „In Norwegen wird ein ganzheitlicher Ansatz der Prävention verfolgt“, zieht Kraft Parallelen zu ihrem Projekt „Kein Kind zurücklassen“. Die Botschaft: Frühes Eingreifen spart am Ende Steuergeld.

Im Land der Nobelpreise spielen Bewegung und Digitalisierung schon in der Lehrerausbildung eine bedeutende Rolle. Die Universität Bergen ist Vorreiter bei der Optimierung des Lernens im digitalen Zeitalter. In Oslo besucht Kraft das Pobelprosjektet („Pöbel-Projekt“) der norwegischen Wohlfahrtsbehörde. Hier werden schwer vermittelbare Jugendliche 16 Wochen lang fürs Berufsleben trainiert – mit teils ungewöhnlichen Methoden wie dem Sprachtraining mit einer Opernsängerin.

Bedingung: keine Drogen, Pünktlichkeit, keine Fehlzeiten. Der Erfolg lässt sich sehen: Bisher gibt es 1732 erfolgreiche Absolventen.

Auf dem zweiten Teil der Erkundungstour zieht es die Regierungschefin in die estnische Hauptstadt Tallinn. Estland ist weltweit Trendsetter in der Digitalisierung. Mit zwei Pin-Nummern öffnet sich für die Esten die digitale Welt: Onlinezugang für die Stimmabgabe bei Wahlen, digitale Steuererklärung, elektronische Patientenakte und weitere öffentliche Dienstleistungen. Die Verwaltung arbeitet seit dem Jahr 2000 papierlos.

Ministerpräsidentin Kraft will von Estland lernen: Noch vor der Sommerpause soll der Landtag ein E-Government-Gesetz verabschieden und die digitale Verwaltung in NRW voranbringen. Im Vergleich zu den baltischen Staaten ist NRW nicht nur beim schnellen Internet ein Entwicklungsland.

Über Chancen und Risiken elektronischer Dienstleistungen informiert sich die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin im e-Estonia Showroom. Auch in puncto Datensicherheit kann die Ministerpräsidentin von der Dienstfahrt in den Norden etwas mitnehmen. Aus Angst vor einem „Totalcrash“ durch Hacker deponiert Estland weltweit Sicherheitskopien hochsensibler Daten.

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