Kommentar zu Löhrmanns neuen Schulplänen Nackte Panik vor der Landtagswahl in NRW

Meinung | Düsseldorf · Statt Reformen an 630 Gymnasien umsichtig zu organisieren, verunsichert Sylvia Löhrmann mit experimentellen Vorschlägen aus der Welt der Laborschulen.

 Schulministerin Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) im Düsseldorfer Landtag.

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) im Düsseldorfer Landtag.

Foto: dpa

Wäre Sylvia Löhrmann noch Deutschlehrerin und hätte ihre neuesten Ideen zum Turbo-Abitur als Aufsatz auf dem Tisch, würde der Rotstift nur so fliegen. Einleitung, Aufbau, Argumentationsgänge? Alles mangelhaft. Jahrelang hat die grüne Schulministerin den Ruf nach Strukturveränderungen beim ungeliebten G8 eisern wegmoderiert. Sie verwies immerzu auf einen von ihr einberufenen Runden Tisch aus Interessenvertretungen der Schulszene – als handele es sich um den Heiligen Stuhl.

Acht Monate vor der Landtagswahl erfasst die Ministerin nun plötzlich nackte Panik. Die Landeselternschaft der Gymnasien hat ihr die Gefolgschaft aufgekündigt, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft lässt die SPD längst neue Gymnasialkonzepte beraten. Selbst Bayern und die FDP haben sich vom Turbo-Abitur verabschiedet. Da überrumpelt Löhrmann Lehrer, Eltern und Schüler mit der umwälzenden Idee einer individuellen Schulzeit für alle – hingeworfen in drei Interview-Halbsätzen. Statt Reformen an 630 Gymnasien umsichtig zu organisieren, verunsichert sie mit experimentellen Vorschlägen aus der Welt der Laborschulen. Ein real existierendes Gymnasium kämpft heute mit der miserabel vorbereiteten Inklusion, mit der Flüchtlingsintegration, mit Unterrichtsausfall und Vertretungsplänen.

Jetzt rächt sich, dass die Schulpolitik in NRW das schwierige Strukturthema G8 seit 2010 als ausgestanden betrachtet hatte. Löhrmanns Lieblingsprojekte wie „Längeres gemeinsames Lernen“ oder das Ideal des „inklusiven“ Klassenzimmers erschienen wichtiger.

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