Karlspreisträger: Deutschland und Frankreich vorangehen

Aachen · Deutschland und Frankreich sollten nach Meinung des britischen Historikers Timothy Garton Ash in Europa gemeinsam vorangehen. Wie schon oft in der Geschichte ergebe sich mit der Wahl des proeuropäischen französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine neue Gelegenheit dazu, sagte Ash am Donnerstag in Aachen, nachdem er den Karlspreis erhalten hatte. Der Weg werde aber nicht leicht.

 Der britische Historiker und Autor Timothy Garton Ash.

Der britische Historiker und Autor Timothy Garton Ash.

Foto: Henning Kaiser

Eine kluge Führung in Europa müsse Europa auch immer mit den Augen der anderen Europäer sehen: "Sie braucht Einfühlungsvermögen. Sie braucht auch Gelassenheit, Zuversicht und Mut", sagt Garton Ash in seiner Dankesrede.

Mit wachsender Bewunderung habe er nach der Wiedervereinigung beobachtet, wie Deutschland seine "zweite Chance" genutzt habe, also friedfertig und im Bund mit Europa führendes Land in Europa zu werden. "Ich persönlich finde es unglaublich bewegend, dass sich heute Flüchtlinge aus aller Welt nach Deutschland sehnen als wäre es das gelobte Land", sagte Ash.

Deutschland rage wie eine Insel der Stabilität, der Besonnenheit und der Liberalität aus einem Ozean des nationalistischen Populismus heraus. Die zweite Hälfte dieser "zweiten Chance" habe Deutschland mit der gesamteuropäischen Aufgabe noch vor sich.

Garton Ash gilt als einer der renommiertesten Historiker. Der Karlspreis würdigt sein Werk zum Selbstverständnis eines freien Europas.

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