Vorfälle in der Silvesternacht Kölns Ex-Polizeichef entschuldigt sich bei Opfern

Düsseldorf · Der ehemalige Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers hat sich im Untersuchungsausschuss „Silvesternacht“ bei den Opfern der massiven Übergriffe entschuldigt.

Der ehemalige Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers hat sich im Untersuchungsausschuss „Silvesternacht“ bei den Opfern der massiven Übergriffe entschuldigt. Dass die Polizei Köln unter seiner Führung den Frauen nicht ausreichend Schutz geben konnte, bewege ihn seit diesem Tag, sagte Albers am Montag in Düsseldorf. „Ich bitte die betroffenen Frauen um Verzeihung.“ Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung seien Taten, die in ganz besonderem Maße verletzten und demütigten.

Im Untersuchungsausschuss sagte Albers als Zeuge aus. Die NRW-Regierung hatte ihn eine Woche nach den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Hunderte Frauen und dem viel kritisierten Polizeieinsatz in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Albers wurde vorgeworfen, die Öffentlichkeit nach den Vorfällen nicht rechtzeitig informiert und Details über die Herkunft der Verdächtigen zurückgehalten zu haben. Zwei Drittel der rund 160 Beschuldigten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Algerier und Marokkaner.

Die Ausschussmitglieder wollten wissen, wann Albers welche Erkenntnisse über die Vorfälle hatte, inwiefern er in die Öffentlichkeitsarbeit eingebunden war und was er von der Einsatzplanung wusste. „In die Vorbereitungen war ich nicht eingebunden“, sagte der ehemalige Polizeipräsident. Zwischen Weihnachten und Neujahr sei er im Urlaub gewesen.

Von den Vorfällen habe er erfahren, als er kurz nach Mitternacht von einer privaten Party aus auf der Leitstelle anrief, um ein frohes neues Jahr zu wünschen. Der Bahnhofsvorplatz sei geräumt worden, hätten die Kollegen ihm erklärt. Später habe die Polizeisprecherin auch von sexuellen Übergriffen berichtet.

Als sich die Erkenntnisse am 2. Januar verdichtet hätten, habe er Oberbürgermeisterin Henriette Reker informiert. Er habe erst sie in Kenntnis setzen wollen, dann die Medien, weil er Informationen nicht „leichtfertig“ habe verbreitet wollen. Ihm sei bewusst gewesen, dass derartige Vorfälle ein Fragezeichen hinter die Integrationsbemühungen setzen und Auswirkungen auf die Flüchtlingsdiskussion haben könnten, sagte Albers.

Er habe stets gesagt, was er wusste, beteuerte der Ex-Polizeipräsident. Auf die Frage des FDP-Abgeordneten Marc Lürbke, ob er sich als Bauernopfer fühle, mit dem das Innenministerium aus der Schusslinie genommen werden sollte, antwortete Albers mit einem Verweis auf das Alte Testament. Nachdem er im 3. Buch Mose nachgelesen habe, was es mit dem Sündenbock auf sich habe, habe er festgestellt: „Da ist wahrscheinlich was dran, ja.“

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