Kooperation von Land und GIZ "Entwicklungspolitik ist keine Einbahnstraße"

BONN · Als vor gut vier Jahren der Deutsche Entwicklungsdienst, die entwicklungspolitische Weiterbildungsorganisation Inwent und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) zur Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fusionierten, war dies auch der Startschuss für eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Land und der neuen staatlichen Entwicklungsorganisation.

 Zufrieden mit der Zusammenarbeit: Ministerin Angelica Schwall-Düren (SPD), GIZ-Chefin Tanja Gönner.

Zufrieden mit der Zusammenarbeit: Ministerin Angelica Schwall-Düren (SPD), GIZ-Chefin Tanja Gönner.

Foto: LAND NRW/R. TELLER

Der Hintergrund: Inwent mit Sitz in Bonn hatte bis dahin jährlich 1,3 Millionen Euro Mietzuschuss aus Düsseldorf erhalten. "Das Geld sollte erhalten bleiben, aber sinnvoller verwendet werden", erklärte die auch für Eine-Welt-Politik zuständige Europa-Ministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) Ende vergangener Woche in Düsseldorf. "Projekte statt Miete" sollte künftig das Motto lauten.

Im September 2012 wurde die Kooperation in einer Vereinbarung festgeschrieben. Gemeinsam mit GIZ-Chefin Tanja Gönner zog Schwall-Düren jetzt eine Bilanz der ersten drei Jahre. Die Ministerin hob vor allem die Kooperation mit den NRW-Partnerländern Ghana und China hervor: "Diese Zusammenarbeit zeigt eindrucksvoll: Entwicklungspolitik ist keine Einbahnstraße", unterstrich Schwall-Düren. "Nicht nur die Beteiligten vor Ort profitieren von den Projekten, sondern auch wir in NRW." Entwicklungspolitik und Wirtschaftsförderung, ergänzte sie noch, müssten sich nicht ausschließen.

Das größte Projekt im Rahmen der Zusammenarbeit mit der GIZ läuft unter dem Titel "Klima und Ressourcenschutz für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in Ghana". 2012 gestartet, flossen seitdem 1,6 Millionen Euro Landesmittel in das Vorhaben. Kern ist der Ausbau der Universität Kumasi in Südghana zu einem Kompetenzzentrum für Erneuerbare Energien, Abfallmanagement und Ressourcenschutz. Beteiligt sind die Universität Dortmund und die Hochschule Gelsenkirchen.

Auch eine Umweltmesse in Accra ist Teil des Projektes. Schwall-Düren: "Wenn wir uns an der Umweltmesse in Ghana beteiligen, dann zeigen wir afrikanischen Experten Möglichkeiten für umweltschonendes Wirtschaften auf und leisten damit einen Beitrag zum Klimaschutz. Wir helfen gleichzeitig aber auch NRW-Unternehmen aus dem Bereich der Umwelttechnik dabei, den ghanaischen Markt zu erkunden."

In Zusammenarbeit mit den NRW-Partnerregionen Shanxi, Jiangsu und Sichuan unterstützt das Land mit Mitteln des Wirtschaftsministeriums die Fortbildung von Fach- und Führungskräften. Dazu gehört auch intensiver Deutschunterricht sowie die Weiterbildung in deutschen Unternehmen. Das Umweltministerium rief ein dreijähriges Fortbildungsprogramm im Bereich Umwelt- und Klimaschutz ins Leben. Fachleute aus Behörden, Unternehmen und von Nichtregierungsinstitutionen aus den Partnerprovinzen und aus NRW werden im jeweils anderen Land geschult. "Daran sieht man, dass beide Seiten profitieren", betonte Gönner.

Mit keinem anderen Bundesland arbeite die GIZ so intensiv zusammen wie mit NRW, betonte die GIZ-Chefin. "Seit vielen Jahren bauen wir von hier aus gemeinsam Brücken in die ganze Welt. Und wir achten darauf, dass diese Brücken von beiden Seiten aus begangen werden."

Als eines der wichtigsten gemeinsamen Projekte bezeichneten Gönner und Schwall-Düren die "Bonn Conference for Global Transformation", die im Mai zum ersten Mal stattfand. 800 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern diskutierten mit internationalen Experten die Frage, wie die globale Transformation hin zu einer nachhaltigen und sozial gerechten Entwicklung aller bewältigt werden kann. Die Konferenz soll künftig alle zwei Jahre stattfinden und den internationalen Standort Bonn als Zentrum der internationalen Nachhaltigkeitsdebatte etablieren.

Insgesamt lässt sich das Land die Eine-Welt-Arbeit 4,5 Millionen Euro im Jahr kosten. Davon gehen 280 000 Euro in den Konkreten Friedensdienst NRW, 270 000 Euro in die Entwicklungsarbeit der Kommunen, weitere 250 000 Euro fließen in die entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Mit einer Million Euro finanziert das Land 26 Promotoren, die vor allem Eine-Welt-Initiativen unterstützen.

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