Teure Großstädte Die Stadtflucht der Senioren

Düsseldorf · Viele ältere Menschen können sich die teuren Metropolen nicht mehr leisten und ziehen ins preisgünstige Umland. In den teuersten Großstädten sorgt die Luxussanierung von Wohnungen für zusätzlichen Kostendruck.

 Für viele ältere Menschen wird das Wohnen in den Großstädten zu teuer. Viele ziehen ins billigere Umland. FOTO: DPA

Für viele ältere Menschen wird das Wohnen in den Großstädten zu teuer. Viele ziehen ins billigere Umland. FOTO: DPA

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Tausende Senioren ab 65 Jahren verlassen jährlich die teuren deutschen Großstädte und ziehen ins billigere Umland. Hohe Mieten, steigende Lebenshaltungskosten und fehlende altengerechte Unterkünfte sind in 30 Prozent der Fälle Anlass für Ältere, der Metropole den Rücken zu kehren. Zwischen 2004 und 2015 haben nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes per Saldo 120 000 Menschen ab 65 Jahren die 20 größten deutschen Metropolen verlassen.

Zwar verbuchten die Großstädte in den letzten zehn Jahren ein Wanderungsplus von knapp einer Million Menschen. Gleichzeitig zogen aber 366 000 Ältere aus den größten Städten weg – nur 246 000 Senioren zogen in die Metropolen. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist die Abwanderung der Älteren in Städten mit den höchsten Mieten am größten. Dort sorgt die Luxussanierung von Wohnungen für zusätzlichen Kostendruck.

Bezogen auf 1000 Menschen ab 65 Jahren verzeichnete München allein 2014 ein Minus von rechnerisch 7,8 Abwanderern. In Stuttgart lag die Quote bei 6,9 Fortzügen, in Düsseldorf und Nürnberg bei 6,1. Auch die Städte Köln (4,6), Dortmund (3,7), Wuppertal (4,9), Duisburg (3,9), Bochum (4,0), Bonn (1,0) und Essen (1,0) meldeten bei Senioren 2014 mehr Fort- als Zuzüge. Lediglich Leipzig und Dresden hatten auch bei Senioren einen positiven Saldo. Der GDV-Experte Christian Ponzel betonte auf Anfrage, dass bei Umzügen von Älteren eine kurze Distanz zum bisherigen Wohnort eine „sehr große Rolle spielt“. Ältere zögen häufig ins direkte Umland der Städte. Bei knapp jedem fünften Abwanderer handelt es sich um klassische Ruhesitzwanderer. Die Mehrheit der umsiedelnden Senioren (41 Prozent) zieht zur besseren Unterstützung in die Nähe von Angehörigen.

Generell verzeichneten aber fast alle Kommunen in NRW bei der Gesamtzahl ihrer Einwohner 2014 einen Bevölkerungszuwachs. So meldete die Millionenstadt Köln ein Plus von 9000 Einwohnern, Bonn plus 1600, Bochum 1200, Dortmund 4500, Essen 8800 und Düsseldorf 4700. Nur Duisburg mit rund 485 000 Einwohnern registrierte 2014 mehr Fortzüge als Zuzüge – ein Wanderungssaldo von 1000 Einwohnern. Durch die Flüchtlingszahlen sind die Großstädte 2015 weiter gewachsen.

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