Verhütung in Deutschland Die Pille kommt zehn Jahre danach

Seit gestern geht Verhütung in Deutschland auch so: Samstagnacht Sex ohne Schutz, Sonntagmorgen in die Apotheke, "Pille danach" kaufen, schlucken, fertig.

 Die Pille danach

Die Pille danach

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Schlimm? Skandalös! Unverantwortlich! Medizinisch/psychologisch/menschlich untragbar! So empörten sie sich, die Frauenärzte vor allem und die Politiker - mehr als zehn Jahre lang: 2004 empfahl das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Freigabe der "Pille danach". Im Bundesgesundheitsministerium war man hartnäckig dagegen, ist auch jetzt vermutlich nicht dafür, wird aber durch die Entscheidung der EU-Kommission von Januar dieses Jahres, die Verschreibungspflicht aufzuheben, zum Dafürsein gezwungen.

In Frankreich gibt es die rezeptfreie "Pille danach" bereits seit 16 Jahren. Etliche europäische Länder erlaubten den rezeptfreien Verkauf, während in Deutschland Jahr für Jahr wechselnde Streitpartner immer aufs Neue das Für und Wider diskutierten.

Jetzt ist sie da, die Pille. In zwei Varianten: Eine muss innerhalb von 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, die andere binnen 72 Stunden. Kosten: um die 17 Euro. Das ist kein Schnäppchen. Und der Apotheker, der sie ausgibt, ist zu einer persönlichen Beratung verpflichtet.

Reicht nicht? Beim Frauenarzt wäre es (bis auf die längere Wartezeit bis zum Gespräch) dasselbe. Dass Ärzte in punkto Beratung immer besser sind als Apotheker, darf durchaus bestritten werden. Und dass keine Frau mehr verhütet, sondern lieber jeden Sonntag den Gang zum Apotheker antritt - wer das glaubt, ist ein Mann.

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