Talkshow "Hart aber fair" Von wunderbaren Negern

BERLIN · Vermutlich wird sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann längst schwarz darüber ärgern, dass er in der Hitze der Live-Talkshow "Hart aber fair" von einem "wunderbaren Neger" gesprochen hat.

In der Tat, das N-Wort kann verletzen und man sollte es nicht in den Mund nehmen. Aber aus dem Zusammenhang der Sendung (Herrmann nahm Bezug auf eine Einspielung) und bei genauerer Betrachtung des Satzes - er setzte zu einem überschwänglichen Lob auf den farbigen Künstler Roberto Blanco an - ist für jeden erkennbar, dass der CSU-Politiker niemanden herabsetzen wollte.

Ganz im Gegenteil. Jeder, der den Sendeverlauf einmal ohne bösen Willen betrachtet, muss zu diesem Schluss kommen. Blanco selbst ging da gestern übrigens mit gutem Beispiel voran: "Ich fühle mich nicht negativ betroffen", sagte der 78-Jährige.

Deshalb liegt der eigentliche Skandal erneut ganz woanders. Das immer sprungbereite Rudel der empörungsgeneigten Tugendwächter hat wieder Witterung aufgenommen und schlägt zu. Aus der Bayern-SPD wird prompt unterstellt, Herrmann heize die Stimmung gegen Asylbewerber mit Beleidigungen an.

Die Grünen legen wie immer einen schnellen Rücktritt nahe. Die Linke zetert, Herrmann bestärke Ausländerfeinde, die Flüchtlingsheime angreifen. Und im Hintergrund rumort der anonyme Chor des beutehungrigen Internets in sabberndem Jagdfieber.

Herrmann hat einen Fehler gemacht. Aber die blindwütigen Reflexe ohne Willen zur Differenzierung sind mindestens genauso schlimm - gar nicht wunderbar.

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