Streikgefahr gebannt Tarifkonflikt der Bahn durch Schlichtung beendet

Berlin · Die Bahnkunden können aufatmen. Streiks der Lokomotivführer in der Urlaubszeit sind abgewendet. Den prominenten Schlichtern gelang nach fünf Wochen die Einigung in dem nervenzerreißenden Tarifkonflikt.

Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist nach einem Jahr beendet. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus zuverlässiger Quelle.

Fünf Wochen hatten die beiden Schlichter, der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und der frühere Brandenburger Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) um eine Lösung im festgefahren Konflikt gerungen.

Die Bahn und die GDL hatten zuvor knapp ein Jahr nahezu ergebnislos verhandelt, neun Mal ließen die Lokführer die Züge stehen und brachten den Bahnverkehr in großen Teilen zum Erliegen - bis zu fünf Tage am Stück.

Das Kernproblem der Auseinandersetzung bestand im Ziel der GDL, für jede der bei ihr organisierten Berufsgruppen einen eigenen Tarifvertrag abzuschließen. Dabei sollten die Tarifabschlüsse nach Ansicht der GDL inhaltlich auch abweichen können von Verträgen mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Die Bahn dagegen wollte widerspruchsfreie Regelungen für alle Mitarbeiter unabhängig von deren Gewerkschaftszugehörigkeit. Für gleiche Tätigkeiten sollte es gleiche Bezahlung und gleiche Arbeitszeiten geben

Zu den Gruppen, die von beiden Gewerkschaften umworben werden, gehören außer den Lokführern die Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer und Disponenten/Planer. Insgesamt geht es um rund 37 000 Beschäftigte.

Bahn-Schlichtung bringt mehr Geld und weniger Arbeit für Beschäftigte

Die GDL hat im Bahn-Tarifkonflikt spürbare Einkommenserhöhungen und eine Verkürzung der Arbeitszeit erreicht. Die Entgelte steigen bereits zum 1. Juli um 3,5 Prozent und am 1. Mai nächsten Jahres um weitere 1,6 Prozent, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) als Schlichter in dem Konflikt am Mittwoch in Berlin bei der Verkündung des Ergebnisses sagte. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von 350 Euro.

Das entspricht dem Ergebnis, das die Bahn im Mai mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erzielt hatte. Nach Angaben von Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber profitieren 160 000 Kollegen. 2018 sinkt nach den Worten von GDL-Chef Claus Weselsky die wöchentliche Arbeitszeit des Zugpersonals um eine Stunde auf 38 Stunden. Zudem gibt es Regelungen zur Altersteilzeit und zu Überstunden sowie Neueinstellungen.

Bahn-Schlichtung verhindert laut EVG tarifliche Spaltung

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die erfolgreiche Schlichtung zwischen ihrer Konkurrentin GDL und der Deutschen Bahn begrüßt. In den GDL-Verträgen seien die bereits zuvor von der EVG erreichten Tarifergebnisse komplett übernommen worden, erklärte Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba am Mittwoch in Frankfurt. Damit werde die drohende tarifliche Spaltung einzelner Beschäftigten-Gruppen verhindert. Die von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erreichte Reduzierung der Arbeitszeit um eine Stunde ab 2018 sehe sie gelassen. Bis dahin stünden noch zwei Tarifrunden an, in denen die EVG erfolgreich zum Thema Arbeitszeit verhandeln werde.

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