Nürburgring-Deal Roman Abramowitsch soll mitgemischt haben

MAINZ · Ein russischer Oligarch, der sich mit einer Rennstrecke ein Spielzeug kauft:Die Geschichte klingt nicht nur schön-schaurig, sie ist auch wahr. Der neue starke Mann am Nürburgring ist 41 Jahre alt, ein Freund des Multimilliardärs Roman Abramowitsch und heißt Viktor Charitonin.

Ein Konsortium um den mächtigen Pharmaunternehmer steckt hinter der neuen NR Holding GmbH, die nun zwei Drittel der Anteile an der Capricorn Nürburgring Besitz GmbH (CNBG) hält. Capricorn-Chef Robertino Wild hatte diese Anteile zuvor abgegeben. Nach Informationen dieser Zeitung soll Wild, und das ist überraschend, die Kontakte nach Russland gehabt haben. Dabei soll auch Abramowitsch kräftig mitgemischt haben.

Laut "Wirtschaftswoche" kennen sich dieser und Robertino Wild aus Urlaubsbegegnungen aus den Alpen. Abramowitsch soll das Konsortium zusammengestellt und sich in diesem auch finanziell engagiert haben - er wolle allerdings nicht nach außen in Erscheinung treten. Wild war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Robertino Wild soll nun wieder Geschäftsführer der Nürburgring-Besitzgesellschaft werden.Er ist zudem Vize-Aufsichtsratschef der neuen Holding. Nach Unterlagen, die dieser Zeitung vorliegen, ist Geschäftsführer der Holding der Autohändler Viktor Martin aus Hanau-Erlensee, dort befindet sich auch der Sitz der Gesellschaft.

Martin und Charitonin vereint die Liebe zu Oldtimern, sie sind zusammen Rallyes gefahren, etwa in Italien mit einem Mercedes-Benz 500 K von 1935. Interessant: Nach Informationen dieser Zeitung wurde der Nürburgring-Gläubigerausschuss nicht über dies neueste Volte informiert.

Dort soll man "not amused" über den russischen Investor sein. Auch wurde offenbar bis zuletzt kolportiert, Wild werde am Nürburgring keine Rolle mehr spielen. Doch offenbar konnte sich der Düsseldorfer Unternehmer im Machtpoker gegen Axel Heinemann durchsetzen, der mit seinem Unternehmen GetSpeed das andere Drittel an der Besitzgesellschaft CNBG hält.

Wie diese Zeitung erfuhr, soll Heinemann selbst eine finanzstarke Investorengruppe an der Hand gehabt haben und sich nun ausgebootet fühlen. Charitonin, der sich vor wenigen Tagen in Deutschland aufhielt, soll erklärt haben, auch die Anteile von GetSpeed übernehmen zu wollen. Dass der Russe keinen Einfluss auf das operative Geschäft am Nürburgring haben werde, wird von Insidern als "Schwachsinn" bezeichnet.

Unterdessen geht die politische Bewertung weiter. CDU-Oppositionsführerin Julia Klöckner sagte:"Es war Volkseigentum, jetzt haben wir einen russischen Oligarchen dort." Klöckner sieht noch viele Fragen angesichts eines Investors, der seine Millionen sicherlich "nicht durch intensive Kontakte zu Menschenrechtsorganisationen" verdient habe. Auch müsse die Frage gestellt werden, ob der Deal nicht doch von langer Hand geplant gewesen sei.

Hinter vorgehaltener Hand fiel im politischen Mainz am Freitag auch das Wort "Strohmann". Wild hatte die erforderlichen Millionen für die zweite Kaufpreisrate nicht selbst auftreiben können. Seine schwierige Situation schiebt er den Medien in die Schuhe. Wie es bei der Opposition heißt, klinge das ähnlich wie bei der versiebten Nürburgring-Privatfinanzierung 2009.

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