Personal für die Bundeswehr Klügste Köpfe, geschickteste Hände

BERLIN · Schon wieder Alarm. Nach nur vier Minuten. Die Technik mal wieder, in diesem Fall aber keine Panne bei der Truppe. Feueralarm im Gebäude.

 Die Bundeswehrärztin Nicole Westendorf kümmert sich im Bundeswehrkrankenhaus (BWK) Ulm um ihre Tochter Emma. Der Dienst in der Armee soll attraktiver werden.

Die Bundeswehrärztin Nicole Westendorf kümmert sich im Bundeswehrkrankenhaus (BWK) Ulm um ihre Tochter Emma. Der Dienst in der Armee soll attraktiver werden.

Foto: dpa

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die gerade ihr Artikelgesetz zur Steigerung der Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr vorstellt, sagt mit einem Lächeln: "Wir waren's nicht." Die Feuerwehr ist schnell zur Stelle. Fehlalarm.

Von der Leyen ist bei der "großen Folie", der Weltkarte der Krisen und Kriege mit ihren Einsätzen. Die CDU-Politikerin ist jetzt gut zehn Monate oberste Befehlshaberin der deutschen Streitkräfte in Friedenszeiten. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz Ende Januar hatte sie - gemeinsam mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) - den ersten großen Aufschlag gehabt.

"Gleichgültigkeit ist keine Option", hatte die Verteidigungsministerin damals gesagt und ein stärkeres Engagement Deutschlands in der Welt angekündigt. Von der Leyen hat Wort gehalten, womöglich mehr als ihren Soldaten lieb ist. Sie listet die aktuellen Herausforderungen auf: Ukraine-Krise, Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" in Irak und Syrien, Ebola-Einsatz in Westafrika.

Doch von der Leyen hat noch andere Baustellen. Die Bundeswehr steht mit dem Ende der Wehrpflicht in direkter Konkurrenz mit der Wirtschaft "um die klügsten Köpfe und die geschicktesten Hände", wie sie betont. Dazu muss die Bundeswehr nach Befund ihrer Ministerin zwingend attraktiver werden. Eineinhalb Stunden zuvor hat von der Leyen ihr sogenanntes Artikelgesetz zur Attraktivitätssteigerung bei der Bundeswehr durch das Kabinett gebracht.

Von der Leyen hatte schon früh im Jahr aufhorchen lassen, als sie eine bessere Vereinbarkeit von Soldatendienst und Familie und auch ansehnlichere Kasernen mit Flachbildschirmen in den Stuben ankündigte. Jetzt legt die CDU-Politikerin mit insgesamt 22 Maßnahmen nach, die ab Sommer 2015 den Dienst in der Truppe attraktiver machen sollen. Sie weiß: Mit Unterkünften, die "nicht einmal den Standard einer Monteursbaracke haben", kann die Bundeswehr mögliche Anwärter kaum mehr locken.

Mit dem neuen Artikelgesetz soll es erstmals eine Regelarbeitszeit von 41 Wochenstunden für Soldatinnen und Soldaten geben. Überstunden darüber hinaus sollen künftig bezahlt werden. Für Soldaten in bestimmten Verwendungen wie Informatiker oder Flugzeugmechaniker soll es einen "Personalbindungszuschlag" geben können. Und für Zeitsoldaten plant die Ministerin eine bessere Altersversorgung in der gesetzlichen Rentenversicherung.

Die Zeiten ändern sich. Von der Leyen will Reform und Modernisierung. Sie ist wieder bei den diversen Krisenbögen. Es geht um Fähigkeiten und um (nationale) Interessen. Es gibt Bündnisverpflichtungen auch zur Krisenbewältigung. Zusammengefasst stehen die außen- und sicherheitspolitischen Ansprüche und Herausforderungen Deutschlands im Weißbuch. Das jüngste datiert aus dem Jahr 2006. Doch von der Leyen ist mit Außenminister Steinmeier zu der Erkenntnis gekommen: Nach knapp zehn Jahren ist es wieder an der Zeit für ein neues "Weißbuch zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr". Die Werte der Bundeswehr seien "universell: das Recht und die Freiheit tapfer zu verteidigen und dem Frieden in der Welt zu dienen".

Jetzt soll ein neues Weißbuch eine Welt mit veränderten Bedrohungen, von IS-Terror über Ebola bis hin zu Cyberkrieg, berücksichtigen. Denn von der Leyen weiß am Beispiel Afghanistans nach zahllosen Selbstmordanschlägen und Sprengfallen: Deutsche Soldaten in offenen Jeeps - das war einmal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Falsches Drehbuch
Kommentar zum Petersberger Klimadialog Falsches Drehbuch
Aus dem Ressort