Muslime gegen IS-Terror Islam-Verbände wollen am Freitag mobil machen

BERLIN · Aiman Mazyek hat dann noch ein Anliegen, ja, beinahe eine Bitte. Es geht dem Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime (ZDM) in diesen Wochen des barbarischen Mordens im Nordirak um zwei Begriffe.

 Tatortsicherung: Ein Polizeibeamter vor dem beschädigten Neubau der Meylana-Moschee.

Tatortsicherung: Ein Polizeibeamter vor dem beschädigten Neubau der Meylana-Moschee.

Foto: dpa

Von "Islamischer Staat" (IS) sollte man im Zusammenhang mit den Religionskriegern in Irak und Syrien nicht sprechen, sondern schlicht von "Terrororganisation". Und: Auch die Zuordnung "radikal-islamisch" lege eine falsche Fährte. Denn die Kämpfer, Anhänger und Sympathisanten dieser Terrororganisation seien nicht radikal-islamisch, sondern "extremistisch".

Wenn die vier im Koordinationsrat der Muslime (KRM) vertretenen Religionsgemeinschaften (Türkisch-Islamische Union, Islamrat, Zentralrat der Muslime und Verband der Islamischen Kulturzentren) übermorgen zu ihrem bundesweiten Aktionstag "gegen Hass und Unrecht" aufstehen, wollen Mazyek und Glaubensgenossen auch ein Signal durchs Land senden, "dass eine Mehrheit sich aufmacht, damit das Unrecht der wenigen nicht überhandnimmt".

Mazyek will für ein solches Symbol sowohl die Mehrheitsgesellschaft als auch ihre Minderheiten gewinnen. Denn für den Sprecher des Koordinationsrates der Muslime ist es so: "Ich bin ein Jude, wenn Synagogen angegriffen werden. Ich bin ein Christ, wenn Christen im Irak und anderswo verfolgt werden. Ich bin ein Muslim, wenn unsere Gotteshäuser angegriffen werden."

Beim gemeinsamen Auftritt gestern in Berlin erinnerten KRM-Sprecher Mazyek, Ali Kizilkaya (Islamrat), Seyfi Ögütlü (Verband der Islamischen Kulturzentren) und Zekeriye Altug (Türkisch-Islamische Union) auch an mehrere brandgeschatzte Moscheen in Deutschland, darunter die Mevlana-Moschee in Kreuzberg, sowie an ebenfalls beschädigte jüdische Synagogen.

Islamratsvorsitzender Kizilkaya betont, Deutschland habe "eine bunte Gesellschaft, und es ist ein Segen. Allah hat uns unterschiedlich erschaffen, damit wir uns (gegenseitig) bereichern." So verurteilen die Religionsgemeinschaften im Koordinationsrat der Muslime auch die Gewaltorgien der Terrororganisation "Islamischer Staat". Wenn der Islam "missbraucht und gekidnappt" werde, wenn "Mörder und Verbrecher unsere Religion" missbrauchten, müsse man aufstehen "gegen Hass und Unrecht".

Genau dies soll am Freitag mit Friedensgebeten in Moscheen in ganz Deutschland auch geschehen. Zentral in acht Städten - Berlin, Mölln, Oldenburg, Bielefeld, Hannover, Hamburg, Frankfurt/Main und München - sowie bundesweit in rund 2000 Moscheen will der Koordinationsrat der Muslime "klarmachen, dass die Terroristen nicht im Namen des Islam sprechen".

Doch die organisierten Muslime betonen auch, dass ihre Moscheen gegen junge Dschihadisten wenig ausrichten können. Viele dieser Jugendlichen seien nicht in den Moschee-Gemeinden des KRM sozialisiert, sondern außerhalb.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) kündigte schon vergangene Woche, als er das Betätigungsverbot für die Terrororganisation "IS" in Deutschland verhängte, seine Teilnahme am Aktionstag an: beim Friedensgebet in der Eyub Sultan Moschee in Ronnenberg bei Hannover.

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