Norbert Blüm Der "Verräter" schweigt - beinahe

BONN · Am Tag danach: Beredtes Schweigen überall. Kaum jemand möchte auf die Attacken reagieren, die Altkanzler Helmut Kohl gegen fast die gesamte frühere Führungsriege der CDU, nicht nur gegen sein "Mädel" Angela Merkel, das seine Nachfolgerin wurde, geritten hat.

Alle bekamen ihr Fett ab: Friedrich Merz, der damalige Fraktionschef im Bundestag ("politisches Kleinkind"), Rita Süssmuth, die frühere Familienministerin und Bundestagspräsidentin und CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ("ganz klar hinterfotzig"). Christian Wulff, damals Ministerpräsident in Niedersachsen ("ein ganz großer Verräter ... und eine Null").

Nur wenig besser kommen der Württemberger Lothar Späth und Richard von Weizsäcker, der frühere Bundespräsident, weg. Und bei einem insistiert Helmut Kohl gegenüber dem heute von ihm ungeliebten Biografen Heribert Schwan besonders deutlich: Norbert Blüm: "Da muss bei Blüm, das Wort rein: Verräter. In irgendeiner Form." Kohl setzt hinzu: "Im Lichte der Ereignisse frage ich mich heute, wie ich mich so in seinem Charakter täuschen konnte." Im Licht der Ereignisse: Das war die CDU-Spendenaffäre, in deren Verlauf Kohl die Herausgabe der Spendernamen verweigerte.

"Verräter" Norbert Blüm will darauf - eigentlich - nicht reagieren: "Auf dem Niveau diskutiere ich nicht. Das ist nicht meine Gewichtsklasse", sagte Blüm am Montag zum GA. Er hat über die Spendenaffäre die Freundschaft mit Kohl geopfert: "Da konnte ich ihm nicht Recht geben. Vor dem Gesetz sind alle gleich, auch ein Bundeskanzler." Noch heute tue ihm das leid. "Aber ich kann doch nicht aus Freundschaft sagen: "Zwei mal zwei ist fünf."

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