Evangelische Kirche in Deutschland Der Amtsverzicht von Nikolaus Schneider bereitet Probleme

HANNOVER · Nicht nur die Protestanten blicken mit Spannung auf die letzte Tagung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die vom 9. bis 12. November in Dresden stattfindet: Wer wird die Nachfolge von Nikolaus Schneider (67) als Vorsitzender des 15-köpfigen Rates antreten, der wegen der Krebserkrankung seiner Frau Anne ein Jahr vorzeitig aus dem Amt ausscheidet?

Schließlich ist es nach Landesbischöfin Margot Käßmann (56) der zweite Rücktritt innerhalb der 11. Synode, zumal auch die Präses (Vorsitzende) der Synode, Katrin Göring-Eckardt (48), wegen ihrer Spitzenkandidatur für die Grünen bei der Bundestagswahl ihr Amt zur Verfügung stellte.

Das war aus der Sicht des Rates die unruhigste sechsjährige Legislaturperiode, zumal für diese nach dem erfolgreichen Amtsvorgänger Wolfgang Huber mit den als Dreamteam gefeierten Margot Käßmann ("Nichts ist gut in Afghanistan") und Katrin Göring-Eckardt eine neue Ära anbrechen sollte. Es kam anders, und auch der frühere rheinische Präses Nikolaus Schneider kam wegen der Orientierungshilfe der EKD zur Familie in schweres öffentliches und innerprotestantisches Fahrwasser.

Doch die Unruhe ist nicht zu Ende, obwohl der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (54) intern als Nachfolger Schneiders feststeht. Aber soll der ehemalige Hochschulprofessor bereits im November als Nachfolger gewählt werden oder erst in einem Jahr?

Denn 2015 wählen die Synoden der 20 EKD-Mitgliedskirchen die 106 neuen Synodalen (weitere 20 werden berufen), die dann mit der Kirchenkonferenz (einer Art Bundesrat) die neue Präses der Synode (die frühere Bundesministerin Irmgard Schwaetzer (72) wird wohl erneut kandidieren) und eben auch den Rat wählen. Wird der bayerische Landesbischof schon jetzt gewählt, könnte dies als Vorentscheidung für die neue Synode gewertet werden. Denn eine Abwahl Bedford-Strohms in einem Jahr würde den Protestantismus im Mark erschüttern.

Also wird intern dafür geworben, den bisherigen stellvertretenden Ratsvorsitzenden Jochen Bohl (64) für ein Jahr an die Spitze der über 26 Millionen Protestanten zu wählen. Der aus Lüdenscheid stammende sächsische Landesbischof wird 2015 wegen Erreichens der Altersgrenze als Bischof nicht mehr für den Rat antreten, aus dessen Mitte der Vorsitzende gewählt werden muss. Noch ist nicht abzusehen, welche Überzeugung sich durchsetzt.

Erstaunen hat ausgelöst, dass der Nominierungsausschuss unter Vorsitz des aus Bonn stammenden Peter Bukowski nur einen Kandidaten für den durch Schneiders Verzicht im Rat freiwerdenden Platz vorgeschlagen hat: den Berliner Bischof Markus Dröge (60), bis 2009 Superintendent von Koblenz. Man hatte mit der Kandidatur von Annette Kurschus (50) gerechnet.

Doch bei der Neuwahl des Rates 2015 gilt die westfälische Präses Kurschus als künftige Stellvertreterin von Landesbischof Bedford-Strohm als gesetzt. Sie wird allerdings konkurrieren mit der mitteldeutschen Landesbischöfin Ilse Junkermann. Nachteil für letztere ist, dass sie wie Bedford-Strom Lutheranerin ist, während Kurschuss eine unierte Kirche vertritt - innerprotestantische Ökumene hin oder her.

Der Konfessionsproporz soll auch weiterhin gewahrt werden. Allerdings gilt Kurschus als hervorragende Theologin und spätere Anwärterin als zweite Frau nach Margot Käßmann auf den Ratsvorsitz. Und sie dürfte die Unterstützung der Kirchenkonferenz haben, die hinter den Kulissen ein gewichtiges Wort mitzureden hat.

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