Parteitag der FDP "Das Fundament ist wieder gefestigt"

BERLIN · Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner gibt sich zu Beginn des Parteitags defensiv und ruft zur Geschlossenheit auf.

 Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner gestern bei seiner Rede zum Auftakt des Bundesparteitags. FOTO: DPA

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner gestern bei seiner Rede zum Auftakt des Bundesparteitags. FOTO: DPA

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Im Umfeld der FDP geht der Bekennermut um. Der Enkel des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss hat einen Aufnahmeantrag gestellt. Ludwig Theodor Heuss ist zwar Chef der Heuss-Stiftung, bislang aber ohne Parteibuch. Zuvor hatte auch Lencke Steiner, die Bremer Spitzenkandidatin, nach der siegreich verlaufenen Kampagne wohlgemerkt, erkannt, dass für sie das Parteibuch erstrebenswert ist.

Parteichef Christian Lindner hat das am Freitag bei seiner ersten Rede auf dem dreitägigen FDP-Bundesparteitag zu einem Punktgewinn umgewandelt. Er habe gehört, dass es Kritik gegeben habe, dass die Bremer Spitzenfrau der Partei, für die sie kämpfte, gar nicht angehört habe. Nein, umgekehrt sei es richtig, sagt Lindner. Es sei "ein Privileg, dass Menschen von außerhalb für die FDP Partei ergreifen". Ja, alle freiheitsliebenden Menschen will er gleich einladen, es der Bremerin gleichzutun.

Beifall. Wie so ziemlich an jedem Schluss eines Gedankenganges von Lindner. Die Delegierten haben genug gelitten. Jetzt muss die Freude raus. Gerade hier. Es ist ja eine Rückkehr. Im Dezember 2013 hatte sich eine taumelnde, vom Wahlergebnis niedergeschmetterte und von jahrelangem Zwist zermürbte Partei in diesem Kreuzberger Saal versammelt wie zu einem Gedenkgottesdienst mit mäßiger Hoffnung auf politische Wiederauferstehung. Nun haben die Freidemokraten den Eindruck, dass es vielleicht doch ein Leben nach dem Tod geben könnte. Auch wenn das Fegefeuer noch allenthalben lodert und schmerzt.

Lindner hat das ein wenig diesseitiger formuliert. "Das Fundament ist wieder gefestigt", sagt er. Eine "erste Stabilität" sei erreicht. Katja Suding in Hamburg sei "die Eisbrecherin" gewesen, Lencke Steiner habe nun gezeigt, "dass dies kein Zufallsergebnis gewesen ist". Dies sei der Beweis, "dass die Bürger bereit sind, der FDP eine zweite Chance zu geben".

Das klingt defensiv. Auch zuvor hatte er ähnlich argumentiert, am Donnerstag etwa in einem Interview der "Passauer Neuen Presse": "Wir sind noch nicht über den Berg, wir sind noch im Vorgebirge", hatte Lindner dort gesagt. Er weiß, die Partei fasst gerade erst wieder Fuß - auf wesentlich dünnerer organisatorischer Basis als zu Regierungszeiten. Vor allem weiß er, dass die größte Gefahr für die Renaissance aus dem eigenen Kreis droht. Keine Partei hat sich über Jahrzehnte eine so herzhafte Streitkultur geleistet. In starken Zeiten kann das attraktiv wirken. In schlechten ist es sektiererisch. Lindner sieht das. Seine Rede ist eine einzige Mahnung zur Eintracht.

Manchmal lugt aus seinen Formulierungen ein fast unheimlicher Ernst hervor. Etwa, wenn er sagt: "Unversöhnlich ausgetragene Konflikte sind für eine Partei der Tod." Er sei "aus eigener Vergangenheit belehrt" und wolle "in diese Zeit nie wieder zurück". Deshalb gelte für alle Liberalen der Grundsatz: "Unsere Stärke wächst mit unserer Gemeinsamkeit." Lindner kann da ganz zufrieden sein. Wer sollte Streit anzetteln? Wolfgang Kubicki? Seit er Vizechef ist, erkennen ihn die Parteifreunde kaum wieder. Solidarisch, fleißig, in allen Wahlkämpfen an vorderster Front. Auch der andere notorische Unruhestifter, Frank Scheffler, Mitbegründer des führungskritischen "Liberalen Aufbruchs", ordnet sich brav ein.

Ein Schelm, wer bei all den Appellen zur Geschlossenheit daran denkt, dass sie einen konkreten Anlass haben. Die klamme Bundespartei erbittet von ihren Kreisverbänden eine Solidarabgabe von 25 Euro pro Mitglied, um die Wahlkämpfe bis 2017 zu finanzieren. Lindner weiß, beim Geld hört auch die Geschlossenheit schnell auf. Das will er verhindern und das gelingt ihm auch. Denn nach langer Debatte stimmen die Delegierten der auf drei Jahre befristeten Sonderumlage zu.

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