Kontrollen in 21 Staaten Blitz-Marathon wird europäisch

GRAFSCHAFT · Da geriet der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz ein wenig aus der Spur. Auf regennasser Fahrbahn war er auf dem Trainingsgelände des Fahrsicherheitszentrums in Lantershofen (Gemeinde Grafschaft) mit einem BMW ganz schön ins Schlingern gekommen.

 Werben für verhaltenes Fahren: Die Innenminister Roger Lewentz (Rheinland-Pfalz, links) und Ralf Jäger (NRW) gestern auf dem Fahrtrainingsgelände in Lantershofen.

Werben für verhaltenes Fahren: Die Innenminister Roger Lewentz (Rheinland-Pfalz, links) und Ralf Jäger (NRW) gestern auf dem Fahrtrainingsgelände in Lantershofen.

Foto: Martin Gausmann

Gemeinsam mit seinem nordrhein-westfälischen Amtskollegen Ralf Jäger hatte der amtierende Vorsitzende der Innenministerkonferenz ausprobiert, wie sich das Bremsverhalten eines Fahrzeugs bei 50, 70 oder 100 Stundenkilometern auswirkt. "Es war aufregend, beeindruckend und überraschend", meinten beide Minister übereinstimmend.

Grund für die "Testfahrten" der Minister ist der erste europaweite Blitz-Marathon, der am 16. April in 21 Staaten stattfindet. Die Innenminister wollen Autofahrer zu gemäßigten Geschwindigkeiten bewegen, um die Zahl der Unfalltoten weiter zu drosseln. NRW-Innenminister Ralf Jäger: "Wir möchten nicht das Portemonnaie, sondern die Köpfe der Menschen erreichen."

Die Gefahren von überhöhter Geschwindigkeit standen im Mittelpunkt der Übungen, die beiden Ministern vorgeführt wurden und die sie als Beifahrer zum Teil selbst miterlebten. "Das waren Echt-Bedingungen", meinte Lewentz angesichts des Regens und der Böen, die über das Testgelände peitschten. "Zu schnelles Fahren ist der Killer Nummer eins", so Ralf Jäger. 3350 Verkehrstote hatte es 2013 in Deutschland gegeben, 520 in Nordrhein-Westfalen und 175 in Rheinland-Pfalz. "Jeder Tote auf unseren Straßen ist einer zu viel", unterstrich Lewentz.

Er kündigte ein "konsequentes und entschlossenes Vorgehen gegen Raser" an. Um die Autofahrer für die Bedeutung einer angepassten Geschwindigkeit und besonnene Fahrweise zu sensibilisieren und ein deutliches Zeichen gegen Raserei zu setzen, haben die Innenminister aller Bundesländer den bundesweiten "Blitz-Marathon" vereinbart. In diesem Jahr werden am 16. April in ganz Deutschland deutlich mehr als 13.000 Polizisten an über 7000 Messstellen die Geschwindigkeit der Autofahrer kontrollieren. "Der Blitz-Marathon ist Präventionsarbeit im besten Sinne.

Darum werden wir auch über die Messstellen vor der Aktion genau informieren," betonte Roger Lewentz. Der Blitz-Marathon sei ein "Exportschlager" geworden, ergänzte Ralf Jäger. Zum ersten Mal machen neben Deutschland 21 europäische Staaten mit. Jäger: "Das zeigt, unser Konzept aus mehr Kontrollen und Transparenz überzeugt. In Europa ziehen wir in Sachen Verkehrssicherheit an einem Strang. Zu hohe Geschwindigkeit macht eben nicht vor Ländergrenzen halt." Beide Minister appellierten an die Autofahrer, nicht nur am Tag des Blitz-Marathons verhalten zu fahren: "Das Jahr hat 365 Tage."

Sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Nordrhein-Westfalen haben auch in diesem Jahr wieder die Bürger die Möglichkeit, einen großen Teil der Kontrollstellen selbst festzulegen. Auf den Internetseiten der Polizei (www.polizei.nrw.de/blitzmarathon oder www.blitzmarathon.rlp.de) besteht seit heute die Möglichkeit, über die Auswahl der Kontrollstellen abzustimmen. "Wir wollen das Voting nutzen, um genau dort zu messen, wo es den Menschen am wichtigsten ist. Denn sie kennen in ihrem direkten Umfeld die gefährlichen Streckenabschnitte", sagte Jäger.

Der Blitz-Marathon beginnt wie in der Vergangenheit um 6 Uhr morgens, endet aber diesmal bereits um 24 Uhr. Wegen der zentralen Trauerfeier für die Opfer des Flugzeugabsturzes am 17. April in Köln wird der Einsatz um sechs Stunden verkürzt.

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