Kommentar Verdrossene Briten

LONDON · Die EU-feindliche Unabhängigkeitspartei Ukip hat es wieder einmal den arroganten Schnöseln in Westminster gezeigt. So sieht es der gern an Bier und Zigarette nuckelnde Parteichef Nigel Farage.

Die Rechtspopulisten schnappten den konservativen Tories den zweiten Parlamentssitz binnen sechs Wochen weg. Ukips Forderungen strahlen auf viele Briten eine derartige Anziehungskraft aus, dass David Cameron kein Mittel einfällt, wie er den Trend aufhalten kann. EU-Skeptiker aus den eigenen Reihen begehren auf, Wähler strafen aus Politikverdrossenheit das Establishment ab und laufen zur Ukip über. Cameron trägt dabei eine Mitschuld. Anstatt die positiven Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft aufzuzeigen und Ukip selbstbewusst entgegenzutreten, hechelt er thematisch den Brüssel-Hassern und der diffusen Stimmung im Land hinterher. Er erweckt keineswegs den Eindruck, als habe er eine Strategie. Der Premier hat versprochen, Reformen in der EU durchzusetzen und Nachbesserungen zu verhandeln. Konkret geworden ist er nicht. Cameron hat Erwartungen geweckt, die gefährlich sind, denn er wird sie nicht erfüllen können. Er ist Geisel seiner eigenen Taktik. Das könnte sein Ende bei der Parlamentswahl im Mai einläuten.

Zudem vergrößert sich durch seine Mithilfe die Kluft zwischen Europa und dem Vereinigtem Königreich. Ein Austritt rückt näher und Cameron trägt mit seinen Wut-Auftritten in Brüssel keineswegs zu einer Versöhnung der Briten mit der EU bei. Er instrumentalisiert die Union für seinen innenpolitischen Kampf ums Überleben

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