General John Allen Obamas wichtigster Mann im Krieg gegen die IS-Miliz

WASHINGTON · Auf den aus dem Ruhestand beorderten General John Allen wartet die heikelste Aufgabe, die das US-Militär derzeit zu vergeben hat.

 Dekoriert mit vier Sternen: General John Allen.

Dekoriert mit vier Sternen: General John Allen.

Foto: dpa

"Ein Anführer ist ein Leser. Ein Leser ist ein Gelehrter. Ein Gelehrter ist ein Kommunikator." Als John Allen noch zur Marine-Akademie ging, Mitte der 70er Jahre, verschlang der hagere Soldat ein Buch nach dem anderen. Drei Masters-Abschlüsse waren die Folge. Sein Erfahrungsschatz ist heute gefragt wie nie zuvor. Präsident Barack Obama hat den pensionierten Viersterne-General aus dem Ruhestand beordert und mit der zurzeit heikelsten Aufgabe betraut, die das amerikanische Militär zu vergeben hat. Allen soll als Sonderbeauftragter das internationale Bündnis gegen die Terror-Gruppe "Islamischer Staat" (IS) in Syrien und im Irak steuern.

Die mutmaßliche Eignung für den Job erschließt sich aus seiner Biographie. Allen war im Irak-Krieg unter dem damaligen Militärchef David Petraeus Kommandeur in der Unruhe-Provinz Anbar. Allen wird zugeschrieben, dort zwischen 2006 und 2008 die sunnitischen Stammesältesten mit Geld und Waffen davon überzeugt zu haben, sich mit den Vereinigten Staaten von Amerika zu verbünden und geschlossen gegen die Terror-Gruppe El Kaida zu kämpfen. Nach dem sogenannten Sunni Awakening (das Erwachen der Sunnis) kehrte eine gewisse Stabilität im Irak ein.

Die Sunniten sind auch diesmal im Kampf gegen den "Islamischen Staat" der Schlüssel zum Erfolg, heißt es in Washington. Allen soll mit "großer Glaubwürdigkeit an alte Netzwerke anknüpfen", sagen Experten im Umfeld der Regierung. Im Frühsommer, als die Terrormiliz IS noch kaum auf dem Radarschirm der internationalen Politik war, sah Allen die Zuspitzung bereits kommen. Amerika werde den Irakern helfen und beizeiten einen "harten Schlag" gegen die IS-Miliz führen müssen, riet der asketische Soldat damals.

Für Obamas wichtigsten Mann im Krieg gegen die Radikal-Islamisten um den selbsternannten Kalifen Baghdadi kommt die Rückkehr ins Geschehen einigermaßen unverhofft. Als Kommandeur der internationalen Afghanistan-Schutztruppe geriet Allen Ende 2012 in den Strudel des Skandals, der den damaligen CIA-Chef David Petraeus aus dem Amt katapultierte, weil dieser eine Affäre mit seiner Biografin Paula Broadwell hatte. Die Behörden stießen damals auf Tausende von E-Mails, die (auch) der Vier-Sterne-General Allen mit der Gesellschafts-Dame Jill Kelley aus Florida ausgetauscht hatte, die ebenfalls in den Skandal um Petraeus verwickelt war. Im prüden und penetrant um Korrektheit bemühten US-Militär war die Rede von "unanständigen Formulierungen" und Verstößen gegen den Verhaltenskodex. Fehlalarm.

Allen wurde im Zuge der Untersuchungen nach einigen Monaten komplett rehabilitiert. Den Posten als Oberbefehlshaber der Nato in Brüssel, für den ihn Obama vorgesehen hatte, trat er trotzdem nicht an. Allen ließ sich pensionieren. Grund: Er wolle seiner Frau im Kampf gegen chronische Krankheiten beistehen. Zwischenzeitlich hat Allen Außenminister John Kerry und Verteidigungsminister Chuck Hagel beraten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort