Biker des russischen Clubs "Nachtwölfe" trotz Einreiseverbot auf dem Weg nach Berlin

MOSKAU · Losgefahren sind die russischen "Nachtwölfe" erst einmal mit Kurs auf Berlin - auf den Spuren der Roten Armee. Ankommen werden die Biker des umstrittenen Motorradclubs der Freunde von Kremlchef Wladimir Putin wohl aber nicht. Polen und Deutschland hindern die Rocker an der Einreise.

 Mit der Stalin-Fahne vorneweg: "Nachtwölfe" sammeln sich in Moskau vor ihrer Fahrt in Richtung Westen.

Mit der Stalin-Fahne vorneweg: "Nachtwölfe" sammeln sich in Moskau vor ihrer Fahrt in Richtung Westen.

Foto: dpa

Dabei wollten die "Nachtwölfe" eigentlich zum 70. Jahrestag des Kriegsendes der Opfer gedenken, auch an den Gräbern ihrer Großväter.

Für die Rocker in den schwarzen Ledermonturen mit einem zähnefletschenden Wolfskopf samt Feuerschweif auf dem Rücken soll schon heute an der polnischen Grenze Endstation sein. Der Präsident der "Nachtwölfe", Alexander Saldowstanow, ist empört über so viel "Hysterie". Sie kämen doch "unbewaffnet", seien "weltoffen", betonte er am Samstag zum Start der Tour.

Der Unterstützer von Putin, der selbst früher in Berlin lebte, begleitet nur den Auftakt, weil er selbst kein Westvisum hat. Aber der "Chirurg", wie er sich auch nennt, gibt die Linie vor: Die Tour solle den Westen daran erinnern, dass die Sowjetunion mit 27 Millionen Toten den größten "Blutzoll" im Kampf gegen Hitler bezahlte. Deshalb wollen die Rocker in Weißrussland, Polen, der Slowakei, in Tschechien und dann in Deutschland - dort in München, Torgau und Berlin - Soldatengräber besuchen.

Solche Fahrten sind keine Ausnahme in Russland. Erst in der vorvergangenen Woche startete eine Autokolonne zu Ehren der Opfer und der Veteranen vom Park des Sieges in Moskau nach Torgau. Dort wollen sie dieser Tage an die Begegnung der sowjetischen und der US-Truppen an der Elbe 1945 erinnern - an die Zeit, als Russland und der Westen Alliierte waren.

Doch die Aktion der "Nachtwölfe" ist politisch aufgeladen wie sonst keine. Im Biker-Zentrum in Moskau herrscht Wirbel wegen der "antirussischen Hetze" in der EU gegen die Rocker-Tour. "Hier ist keinem klar, wie Polen und Deutschland ein paar Biker aus Russland als Bedrohung empfinden können", sagte Anatolia, die mit ihrem sechsjährigen Sohn am Samstag zum Start kam.

Ein alter Sowjetpanzer mit roter Fahne stand am Eingangstor der streng bewachten Biker-Burg. Wölfe auf dem Gelände - ausgestopft oder als Skulpturen - geben dem Club einen martialischen Anstrich. Auf der Bühne rockte eine Band. Es gab Kampflieder im Hardcore-Mix. Aber der Tag war insgesamt eher ein Volksfest mit Grillen und Rocken. Hunderte Zuschauer kamen, um den Saison-Start der "Notschnyje Wolki" - "Nachtwölfe" - zu feiern. Dutzende Motorräder waren gekommen, 20 traten die "Siegestour" an.

Ein Mann mit Punkfrisur steckte eine Stalin-Fahne an sein Motorrad. "Für die Heimat! Für Stalin!", war dort zu lesen. Solche Reliquien, die an den Sieg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg und den damaligen Oberbefehlshaber Josef Stalin erinnern, haben Konjunktur in Russland an den Tagen vor dem 9. Mai.

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