Schmutzige Geschäfte mit Elektroschrott Müll im Wert von 19 Milliarden Dollar illegal entsorgt

BONN · Die Methoden und Werkzeuge sind rustikal: Hammer, Schraubenzieher, Zange, Kohle-Grill, Feuerstelle und ein offenes Säurebad. Mehr braucht man nicht auf den Müllhalden in Westafrika oder Asien, um Elektrogeräte wie Handys zu zerlegen, die wertvollen Bestandteile wie Edelmetalle zu lösen, das Plastikmaterial anschließend unter freiem Himmel zu verbrennen, und das, was dann noch übrig ist, einfach zu verbuddeln.

 Elektroschrott-Müllhalde am Rand von Accra, Ghana.

Elektroschrott-Müllhalde am Rand von Accra, Ghana.

Foto: dpa

Oft sind es Kinder, die diese Drecksarbeit machen und dabei ihre Gesundheit ruinieren. Doch für die Auftraggeber und Hintermänner vor allem in Europa und Nordamerika ist diese illegale Entsorgung von Elektroschrott ein Milliardengeschäft: Bis zu 19 Milliarden Dollar, so eine neue Studie des UN-Umweltprogramms Unep, beträgt der Wert des Materials, das jährlich illegal gehandelt und entsorgt wird.

Jedes Jahr enden 41 Millionen Tonnen der von Apple, Samsung und Co. produzierten Smartphones, Computer oder Fernsehgeräte als Elektromüll - Tendenz steigend. 60 bis 90 Prozent davon werden illegal entsorgt, so der Unep-Bericht. Unep-Chef Achim Steiner warnt: "Das ist nicht nur ein großer Teil des nicht recyclebaren weltweiten Müllbergs, sondern es ist wegen der hochgiftigen Bestandteile eine wachsende Gefahr für Gesundheit und Umwelt." Für Steiner ist die - auch internationale - Kriminalität im Müllgeschäft längst zu einer ernsthaften Bedrohung geworden.

Dabei sollte eigentlich alles ordentlich geregelt sein: Der Export von giftigem Müll in Entwicklungsländer ist verboten, es gibt Rücknahmeverpflichtungen und Vorschriften, wie Elektrogeräte ordnungsgemäß entsorgt werden. Aber schon die Tatsache, dass "giftig" in Export- und Importländern zum Teil unterschiedlich definiert wird, erschwere den Kampf gegen die Müll-Mafia, heißt es in dem Bericht.

Das NRW-Partnerland Ghana, Nigeria, die Elfenbeinküste und die Demokratische Republik Kongo sind die Hauptempfängerländer in Westafrika, in Asien geht der Elektroschrott nach China, Hongkong, Pakistan, Indien und Bangladesch. "Ein Schlupfloch für die Kriminellen ist die unzureichende Kontrolle der Müllentsorgung", stellen die Autoren der Studie fest. Das Geschäft der Müll-Mafia ist so einfach wie lohnend: Da werden hohe Summen für die ordnungsgemäße und sichere Entsorgung des Elektroschrotts kassiert, der dann in den Entwicklungsländern landet. Tausende Tonnen Schrott werden als "Gebrauchtgeräte" deklariert, Altbatterien werden zu Plastik-, Monitore zu Metallschrott. Dazu kommt traditioneller Schmuggel in Lkws oder Containern.

Um die illegalen Geschäfte mit dem Elektroschrott einzudämmen, müssten die Strafverfolgung und die Überwachung verstärkt werden, fordert Unep. Schmuggelschiffe sollten dazu verpflichtet werden, auf eigene Kosten den Müll wieder zurückzubringen. Vor allem aber müssen Import- und Exportländer besser zusammenarbeiten. Denn die Erfahrung hat gezeigt: Verschärft ein Land - wie China etwa - seine Regelungen, nehmen die Müllschiffe einfach eine andere Route.

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