Vatikan-Kritik Klare Absage an die Homo-Ehe

ROM · Papst Franziskus selbst hielt es am Mittwoch nicht für notwendig, in die Debatte über die Gleichstellung der Homo-Ehe in Irland einzugreifen. Bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz beschränkte sich Franziskus in seiner Katechese auf einige Ausführungen zur Verlobung.

 Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der zweite Mann im Vatikan, sieht die Homo-Ehe äußerst kritisch. FOTO: DPA

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der zweite Mann im Vatikan, sieht die Homo-Ehe äußerst kritisch. FOTO: DPA

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"Die Allianz der Liebe zwischen Mann und Frau kann man nicht von einem Tag auf den anderen improvisieren", sagte der Papst unter anderem. Kritik am Ausgang des Referendums war aus Sätzen wie diesen allerdings nicht herauszulesen.

Wesentlich deutlicher war am Tag zuvor Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin geworden, der bislang als zurückhaltender und besonnener Kirchendiplomat galt. Im Gespräch mit Journalisten am Rande einer Tagung in Rom bezeichnete er die Entscheidung der Iren für die Homo-Ehe als "Niederlage für die Menschheit".

Das Ergebnis habe ihn "sehr traurig gestimmt", sagte der ranghöchste Prälat nach dem Papst. "Natürlich muss sich die Kirche, wie es der Erzbischof von Dublin gesagt hat, dieser Realität stellen, aber sie muss das in dem Sinn tun, dass sie erneute Anstrengungen unternimmt, auch die Kultur von heute zu evangelisieren", zitierte Radio Vatikan Parolin. Für ihn sei die Gleichstellung der Homo-Ehe mit der Ehe zwischen Mann und Frau "nicht nur eine Niederlage der christlichen Prinzipien, sondern auch ein wenig eine Niederlage der Menschheit".

Im Vatikan wurden die Worte Parolins teilweise mit Genugtuung aufgenommen. "Parolin hat den Sachverhalt mit wenigen, aber klaren Worten treffend zum Ausdruck gebracht", sagte ein ranghoher Prälat aus der Kurie. Dem sei eigentlich nichts hinzuzufügen. Dass Franziskus nicht selbst eindeutig Stellung zur Entscheidung in Irland bezog, stieß vor allem in traditionellen katholischen Kreisen in der Kurie auf Unmut.

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, der in Abstimmung mit Papst Franziskus Veränderungen in der Seelsorge vorgeschlagen hat und als Wortführer einer liberalen Linie innerhalb der Kirche gilt, verteidigte die katholische Doktrin und sagte: "Wir können die Gleichstellung mit der Ehe nicht akzeptieren." Er könne sich eine grundlegende Änderung der Haltung der Kirche nicht vorstellen, sagte Kasper. "Das Evangelium ist da ganz eindeutig." Allerdings erreichten die traditionellen Formulierungen nicht mehr die Menschen, die Kirche müsse deshalb eine neue Sprache finden, um den Kern der Anthropologie mit Mann und Frau im Zentrum neu zu erklären.

Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, sagte: "Wir glauben an die Familie mit einer stabilen Einheit zwischen Mann und Frau, die nicht mit anderen Formen des Zusammenlebens vergleichbar ist." Die Kirche müsse nun in sich gehen und überlegen, was sie im Dialog mit der Gegenwartskultur verbessern und korrigieren müsse.

Papst Franziskus hat seine Linie zum Thema bereits vor vielen Monaten in einem Interview mit der Jesuiten-Zeitschrift "La Civiltà Cattolica" geäußert, als er über Fragen wie Abtreibung, Homo-Ehe und Verhütung sagte: "Ich bin ein Sohn der Kirche, aber man muss nicht unentwegt über diese Themen sprechen." Wiederholt kritisierte Franziskus aber in der Vergangenheit etwa die "Gender-Ideologie" oder die "ideologische Kolonisierung".

Dem designierten französischen Botschafter Laurent Stefanini hatte Franziskus die Akkreditierung am Heiligen Stuhl verweigert. Stefanini gilt im Vatikan als Befürworter der in Frankreich geltenden "Ehe für alle". Medien berichteten auch über seine Homosexualität. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte zu dem Fall: "Der Dialog ist noch offen und wir hoffen auf eine positive Lösung."

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