Kommentar Hinweise ernst nehmen

BANKOK · Man muss ziemlich naiv sein, um die offizielle Behauptung zu glauben, für die Freilassung der deutschen Geiseln auf den Philippinen sei kein Lösegeld geflossen.

Ob naiv oder brutal - bei Kriminellen und Terroristen in aller Welt festigt Berlins Bundesregierung damit den Ruf, auf Kidnapping wie ein langsamer Geldautomat zu reagieren. Das ist tragisch und steigert das Sicherheitsrisiko für deutsche Urlauber und Geschäftsleute in aller Welt - aber es ist vor allem beruhigend.

Niemand fördert Unholde gern mit Lösegeld. Der Fall von Abu Sayyaf steht beispielhaft. Mehr Banditen als politisch motivierte Terroristen, kassierte die Truppe im Jahr 2000 für die Freilassung der deutschen Familie Wallert und von Journalisten. 14 Jahre später bedient Abu Sayyaf sich im Falle des Paars aus Eltville erneut.

Aber es gibt keine Alternative. Eine Regierung, die zahlt, handelt im Interesse ihrer Bürger. Eine Regierung, die nicht zahlt, handelt hart und roh. In der theoretischen Diskussion lässt sich leicht der Daumen über ein Menschenleben senken. Aber wer von uns ist tatsächlich bereit, persönlich die Verantwortung zu übernehmen, aus wolkigen Gründen der Staatsräson Geiseln kaltlächelnd dem Tod zu überlassen? Menschen, deren Verbrechen maximal in der falschen Einschätzung von Sicherheit bestand?

Gleichzeitig gilt: Deutsche Bürger müssen mehr Eigenverantwortung übernehmen und Sicherheitshinweise von Botschaften ernst nehmen. Sie müssen einsehen, dass die Wahrheit oft schlimmer aussieht, als die nüchterne Sprache der Diplomaten vermuten lässt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort