Front National-Gründer bezichtigt seine Tochter des Verrats Familienfehde bei den Le Pens

PARIS · Verschont hat Jean-Marie Le Pen noch keinen seiner Gegner in seinem politischen Leben. Das wird er auch nicht mit seiner neuesten Feindin tun - selbst wenn es sich um die eigene Tochter Marine handelt, die vor vier Jahren den Vorsitz seiner Partei übernommen hat.

 Am 1. Mai noch vereint: Jean-Marie und Marine Le Pen.

Am 1. Mai noch vereint: Jean-Marie und Marine Le Pen.

Foto: dpa

"Ich schäme mich dafür, dass die Präsidentin des Front National meinen Namen trägt", donnerte der 86-Jährige gestern im französischen Radio. Solle sie doch ihren Lebensgefährten und Parteifreund Louis Aliot oder den (homosexuellen) Parteivize Florian Philippot heiraten. Eine Le Pen sei Marine nicht mehr. "Ich erkenne keinerlei Verbindung zu jemandem an, der mich auf eine derart skandalöse Weise verrät."

So rächt sich der Mitbegründer des Front National (FN) für die von seiner Tochter vorangetriebene Entscheidung des Parteivorstandes am Vorabend, seine Mitgliedschaft vorläufig auszusetzen. Damit wird er für seine letzte Provokation sanktioniert: die erneute Verharmlosung der Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern als "Detail der Geschichte", für die er bereits verurteilt wurde. Bei einem Parteikongress im Sommer dürfte ihm dann auch der Ehrenvorsitz entzogen werden.

Sind die Le Pens sonst stets die ersten, die die Skandale der anderen Parteien empört anklagen, so tragen sie seit einigen Wochen ihr Familien-Psychodrama über die Medien aus. "Kriegserklärung bei den Le Pens" titelten gestern die Zeitungen. Der Bruch scheint vollzogen - und er eröffnet eine neue Ära für Frankreichs extreme Rechte. Sie könnte in die Umbenennung in "Marine-blauer Zusammenschluss" münden, mit der sich die Rechtspopulistin endgültig von ihrem Vater absetzen will, der den FN seit seiner Gründung 1972 geprägt hat. Als bekennender Rassist und Antisemit behinderte er zunehmend ihre Strategie der "Entdämonisierung" der Partei, die salonfähig gemacht werden soll.

Anders als er, dem die Rolle des Störenfrieds genügte, will die 46-Jährige Juristin an die Macht. Sie treibt die Verjüngung der Partei voran, baut ihre lokalen Strukturen aus, präsentiert sie als einzige legitime "Stimme des Volkes". Mit Erfolg: Bei allen Wahlen seit ihrem Sprung an die Parteispitze 2011 verzeichnete der FN Zuwächse.

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