Jens Stoltenberg Der neue Nato-Generalsekretär steht für Kontinuität

BRÜSSEL · Nordlichter und Ex-Regierungschefs sind sie beide, aber ansonsten hat der neue Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg aus Norwegen mit seinem Vorgänger Anders Fogh Rasmussen wenig gemein.

 Neu im Nato-Amt: Jens Stoltenberg.

Neu im Nato-Amt: Jens Stoltenberg.

Foto: AP

Der rechtsliberale Däne war als Manager des Bündnisses ein Vorneverteidiger mit Schneidbrenner-Rhetorik. Der Sozialdemokrat Stoltenberg gilt als Dialog-Künstler. Am Mittwoch trat er in Brüssel sein Amt an und leitete zum ersten Mal die wöchentliche Sitzung der 28 Verbündeten.

Von einem Kurswechsel kann natürlich keine Rede sein. Der sanfte Mensch Stoltenberg schlug zur Premiere leisere Töne an als der schnarrende Rasmussen, aber was er sagte, war dasselbe: Auf drei Dinge komme es an: starke Allianz, stabile Verhältnisse in ihrer Nachbarschaft, felsenfestes Bündnis mit den Amerikanern. Und wie geht das? "Wir brauchen eine starke Nato - politisch stark und militärisch stark." Da wäre bei Rasmussen allenfalls die Reihenfolge umgekehrt gewesen.

So wollte denn auch der neue Mann von Unterschieden zum Vorgänger nichts wissen. Der Job sei derselbe: 28 Mitgliedstaaten repräsentieren und deren Entscheidungen in die Tat umsetzen. Zu dieser Einsicht war Rasmussen seinerzeit freilich erst allmählich gelangt. Es dauerte, bis er begriff, dass er als oberster Nato-Angestellter Dienstleister und nicht Kommandant, in erster Linie Sekretär und kaum General war. "Der dachte, er ist immer noch Chef", berichtet ein Bündnis-Diplomat.

Stoltenberg ist hingegen schon in seinen fast zehn Jahren als Ministerpräsident in Oslo ohne großes Chef-Gehabe ausgekommen. Sein Ansehen, auch international, gründet auf einer Geste des Trostes und der Versöhnung. Er war der Mann, der 2011 nach dem Sommer-Massaker des Rechtsterroristen Breivik Angehörige in die Arme nahm und gelobte, Norwegen werde ein offenes Land bleiben. Das hat offenbar auch die Bundeskanzlerin beeindruckt.

Mit der Bestallung des norwegischen Kollegen konnte Angela Merkel einen personalpolitischen Erfolg verbuchen, wie er ihr zuletzt in der EU versagt geblieben war. Der Generalsekretär Stoltenberg ist ihre Erfindung, sie hat ihn mithilfe der USA durchgesetzt. Den Berlinern - Christ- und Sozialdemokraten gleichermaßen - ging der kantige Rasmussen in der Russland-Krise mächtig auf die Nerven. Im Umgang mit Wladimir Putin war der Däne stets darauf bedacht gewesen, auf jeden groben Klotz aus Moskau einen entsprechenden Keil zu setzen. Die Dialog-Bereitschaft kam für deutschen Geschmack zu kurz.

Wie stark Stoltenberg hier die Akzente verschiebt, lässt sich noch nicht sagen. Zum Auftakt hielt er sich an die zuletzt auf dem Nato-Gipfel in Wales bekräftigte Linie, dass Russland fortgesetzt internationales Recht breche und folglich "den Kurs ändern" müsse, dass der Rückweg zur Diplomatie aber prinzipiell offen sei.

Und von Diplomatie versteht er etwas. O-Ton Stoltenberg zu den aktuellen deutschen Problemen mit Gammel-Rüstung: "Ich begrüße die offene Debatte über solche Mängel in zahlreichen Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland!"

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