Atomverhandlungen Der Iran will vor allem ein Ende der Sanktionen

LAUSANNE · Das Tauziehen um Irans Atomprogramm geht in die Endphase. Die Verhandlungen zwischen den USA, Großbritannien, Frankreich, China, Russland und Deutschland (P5 plus 1) sowie dem Iran sollen bis morgen beendet sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Worum geht es im Streit zwischen dem Westen und dem Iran?

Teheran, so die Beschuldigung des Westens, strebt den illegalen Besitz von Atomwaffen an. Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) in Wien warnt seit Jahren vor einer "möglichen militärischen Dimension" des iranischen Projekts. Der Atomwaffensperrvertrag von 1970 verbietet dem Iran den Besitz der Waffen. Saudi Arabien kündigte an: Wenn der Iran die Bombe hat, dann ziehen wir nach. Die Folge: ein atomares Wettrüsten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bezeichnet den Atomkonflikt mit dem Iran deshalb als einen "der gefährlichsten der Welt".

Was will der Westen erreichen?

Der Westen will dem Iran vor allem zwei Wege zur Bombe verschließen: Der erste führt über die Anreicherung von Uran. Hochangereichertes Uran kann dem Bau von Atomwaffen dienen. Niedrig angereichertes Uran wird für zivile Zwecke verwendet. Der zweite Weg führt über Plutonium, das auch beim Bau der Bombe eingesetzt werden kann. Die Iraner haben bereits mit dem Bau eines Schwerwasserreaktors begonnen. Beim Betrieb dieser Reaktoren fällt Plutonium an.

Welche Ziele verfolgt der Iran?

Teheran will vor allem ein Ende der internationalen Sanktionen. UN, USA und EU belegten den Iran mit umfangreichen Strafen im Bereich Wirtschaft, Finanzen und Rüstung. Besonders hart treffen die Sanktionen den Energiesektor - der Iran gehört zu den größten Erdöl- und Gasproduzenten. Die Verluste aufgrund der Sanktionen belaufen sich nach Schätzungen auf fünf bis acht Milliarden US-Dollar pro Monat.

Wie weit liegen die Positionen auseinander?

Der Westen will eine Schrumpfkur des Atomprogramms sicherstellen. Die Iraner wollen eine möglichst große Infrastruktur behalten. Der Westen beharrt zudem auf einem harten Kontrollregime. Der Iran müsse IAEA-Inspekteuren alle Atomeinrichtungen öffnen, die Atompolizei soll sich unbeschränkt in den Anlagen bewegen.

Bei Forschung und Entwicklung will der Westen Einschränkungen für Irans Atomwissenschaftler und Forscher. Teheran lehnt das ab. Umstritten ist auch der Abbau der Sanktionen: Der Iran dringt auf einen schnellen, wenn nicht sofortigen Abbau der Strafen, sobald ein Deal unter Dach und Fach ist. Der Westen will dieses Druckmittel nicht so rasch aus der Hand geben.

Der Iran betont, die Atomkraft nur zivil zu nutzen. Was spricht dafür, was dagegen?

Der Iran weist alle Vorwürfe zurück, dass er den Besitz von Atomwaffen anstrebe: Man verfolge nur friedliche Zwecke, etwa Strom zu erzeugen. Doch die IAEA-Berichte sprechen eine klare Sprache. Die Iraner verheimlichen, täuschen und tricksen, heißt es da.

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