Ted Cruz will Präsidentschaftskandidat werden Der Held der Tea Party

WASHINGTON · Ein radikaler Außenseiter, der den Klima-Wandel leugnet und gegen die Homo-Ehe wettert, hat das Rennen um das republikanische Präsidentschafts-Ticket für 2016 offiziell eröffnet.

 Ted Cruz.

Ted Cruz.

Foto: AFP

Mit Ted Cruz, erst vor drei Jahren für Texas in den Senat in Washington eingezogen, hat gestern der kompromissloseste Konservative in Reihen der "Grand Old Party" (GOP) als erster Anwärter seinen Hut in den Ring geworfen.

Der 44-jährige Jurist hat sich durch seine Totalablehnung der Politik des amtierenden Präsidenten Obama vor allem in Kreisen der inner-republikanischen Tea-Party-Bewegung Heldenstatus erworben. Cruz nahm auf seinem polarisierenden Kurs im Streit um den Staatshaushalt, die Steuerbehörde IRS oder die umstrittene Gesundheitsreform ("Obamacare") auch auf die eigenen Reihen keine Rücksicht.

Das Partei-Establishment der Republikaner hält den in Kanada geborenen Sohn eines kubanischen Vaters und einer amerikanischen Mutter für einen unkontrollierbaren Heißsporn, der Allianzen meidet und einem brachialen Ego-Trip frönt.

Cruz, dessen an Elite-Universitäten wie Harvard und Princeton geschärfte rhetorische Brillanz bei freihändig gehaltenen Reden nahtlos in demagogische Selbstverliebtheit übergeht, gefällt sich in der Rolle des Sonderlings, der Washington "aufmischen" und die hergebrachten Traditionen brechen will. Anstatt seine Kandidatur in seiner politischen Heimat - Houston - zu verkünden, reiste Cruz symbolträchtig an den Fuß der Blue Ridge Mountains in Virginia.

In der von TV-Prediger Jerry Falwell gegründeten erzkonservativen Liberty-Universität in Lynchburg, der größten evangelikalen Lehranstalt weltweit, wandte sich Cruz vor allem an religiös grundierte Wählerschichten im rechten Spektrum. Dahinter steht Kalkül. Im Bauernstaat Iowa, wo Anfang 2016 der Nominierungs-Reigen der Republikaner beginnt, dominiert der christliche Konservativismus. Cruz setzt auf junge Wähler, die er zu "Unternehmern der Freiheit" erklärt hat.

Indem Cruz vorprescht, versucht er sich mit Blick auf noch unentschiedene Wahlkampf-Finanziers nicht nur das Momentum zu sichern vor innerparteilichen Rivalen wie Mike Huckabee, Rick Santorum, Bobby Jindal und Ben Carson, die ebenfalls das evangelikale, entschieden antiliberale Publikum bezirzen.

Cruz erzeugt mit seinem frühen Schritt auch für Schwergewichte unter den potenziellen republikanischen Kandidaten für 2016 eine neue Dynamik. Jeb Bush, Sohn aus einflussreicher Präsidenten-Familie, sowie die Senatoren Rand Paul (Kentucky) und Scott Walker (Wisconsin) werden ihre Ambitionen voraussichtlich nun ebenfalls in Kürze anmelden.

Weil auch Cruz weiß, dass Wahlen in der Mitte gewonnen werden und er milliardenschwere Spender wie die Koch-Brüder nie für sich gewinnen wird, setzt er auf die 2008 erfolgreich von Barack Obama praktizierte Grasswurzel-Kampagne. Tenor: viele Kleinvieh-Schecks einzelner Wähler machen auch Mist.

Cruz? Chancen auf das im Juli 2016 in Cleveland zu vergebende Präsidentschafts-Ticket muss das nicht zwangsläufig steigern. In Umfragen rangiert der mit einer Goldman Sachs-Bank-Managerin verheiratete Vater zweier Mädchen derzeit unter ferner liefen. Spätestens in diesem Sommer soll sich das ändern. Dann erscheint Cruz? neues Buch. Titel: "Zeit für die Wahrheit - wie das Wunder Amerikas neu entfacht werden kann".

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