Anschlag auf Veranstaltung von Islam-Feinden Der Heilige Krieg in Texas

WASHINGTON/GARLAND · "Unsere Botschaft heute ist sehr einfach. Wir werden es dem Barbarentum niemals erlauben, dem Islam niemals gestatten, uns die Freiheit der Rede zu stehlen." Geert Wilders, der Rechtspopulist aus den Niederlanden, hatte seine Abschlussrede im texanischen Garland gerade mit markigen Worten unter großem Beifall beendet. Da fielen vor dem Veranstaltungszentrum nahe Dallas am Sonntagabend fast zwei Dutzend Schüsse.

 Der Rechtspopulist Geert Wilders posiert mit Einsatzkräften. FOTO: AFP

Der Rechtspopulist Geert Wilders posiert mit Einsatzkräften. FOTO: AFP

Foto: GEERT WILDERS

Aus einem vorbeifahrenden Auto, so beschrieb es Bürgermeister Douglas Athas später, wurde ein Wachmann angeschossen. Bruce Joiner sollte mit anderen Sicherheitskräften eine Ausstellung der "American Freedom Defense Initiative" schützen. Gezeigt wurden kritische Karikaturen des Propheten Mohammed. Zwei Polizisten erwiderten das Feuer. Sie töteten die beiden Angreifer, über deren Identität, Herkunft und Motiv viele Stunden nichts bekannt werden sollte.

Aus Sorge, dass ein größerer Anschlag drohen könnte, riegelten die Sicherheitsbehörden den Schauplatz weiträumig ab, ließen Geschäfte räumen, untersuchten das Tatfahrzeug nach Sprengstoff und evakuierten die 200 Besucher der Karikaturen-Schau. Erst in der Nacht gab Gouverneur Greg Abbott Entwarnung.

Was sich am Tag danach aus ersten Puzzle-Steinen zusammenfügt, ist das diffuse Bild "einer geplanten Provokation, die ihre Gegenreaktion erfahren hat", wie ein Leser der "Dallas Morning News" formulierte. Nach Informationen der Dschihad-Beobachtungsstelle "Site" geht der Anschlag wahrscheinlich auf das Konto von Sympathisanten des Terror-Netzwerks Islamischer Staat (IS), das gegen die Karikaturen-Ausstellung im Internet seit Wochen mobil gemacht hatte. "Site" beruft sich auf Twitter-Nachrichten. Danach hat der aus Phoenix/Arizona stammende Elton Simpson (30) gemeinsam mit seinem Komplizen Nadir Soofi (34) die Tat 20 Minuten vorher angekündigt. "Möge Allah uns als Gotteskrieger akzeptieren", habe es in seiner letzten Nachricht sinngemäß geheißen.

Der in Illinois geborene und erst als Jugendlicher zum Islam konvertierte Simpson war nach Recherchen des Senders ABC seit fünf Jahren auf dem Radar der Bundespolizei FBI. Er stand unter dem Verdacht, sich in Somalia einer Terror-Gruppe anschließen zu wollen und wurde wegen Falschaussage verurteilt. 2014 endete seine Bewährung. Fahnder untersuchten am Montag Simpsons Haus in Phoenix, in dem auch sein Komplize, Inhaber einer Teppichreinigung mit pakistanischen Wurzeln, lebte. In ersten Einschätzungen gingen Ermittler davon aus, dass das Duo "ein Exempel statuieren wollte - analog zu Frankreich".

Die "American Freedom Defense Initiative" (AFDI) hatte das Veranstaltungszentrum in Texas wenige Wochen nach dem Terror-Angriff auf "Charlie Hebdo" in Paris gebucht, bei dem Anfang Januar zwölf Menschen starben.

[kein Linktext vorhanden]AFDI-Chefin Pamela Geller missfiel, dass die Stadtverwaltung von Garland das Curtis Culwell Center am 17. Januar für eine pro-islamische Kundgebung unter dem Motto: "Halte zum Propheten" vermietet hatte. Um ein Zeichen dagegen zu setzen, lobte die Aktivistin einen Wettbewerb für die beste Mohammed-Karikatur aus. Aus 350 Einsendungen wurde eine Arbeit des Künstlers Bosch Fawstin, ein ehemaliger Muslim, mit 10.000 Dollar prämiert. Um dem Projekt Publizität zu verleihen, lud Geller einen alten Bekannten ein: Geert Wilders. Der 51-jährige Niederländer hatte Geller maßgeblich unterstützt, als sie in New York am Schauplatz der Terror-Anschläge des 11. September 2001 den Bau eines islamischen Gemeindezentrums hintertreiben wollte.

Die 56-jährige Ex-Journalistin konnte am Montag eine klammheimliche Genugtuung über den Anschlag kaum verbergen, bestätigt er doch ihre Überzeugung. Amerika befinde sich seit langer Zeit mit dem Islam im "Krieg gegen die freie Meinungsäußerung", sagte Geller, und nannte die Attentäter "Wilde". Sich "diesen Monstern zu ergeben", komme nicht in Frage. "Die einzige Lösung ist: Weitermachen!"

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