Secret Service Barack Obamas Sicherheit auf dem Prüfstand

WASHINGTON · Nach mehreren Vorfällen im Weißen Haus wird der Secret Service gründlich unter die Lupe genommen.

 Das weiße Haus nimmt den Secret Service unter die Lupe.

Das weiße Haus nimmt den Secret Service unter die Lupe.

Foto: dpa

So tief ins Innere der amerikanischen Regierungszentrale war noch nie ein unerbetener Gast ungehindert eingedrungen. Seit der 42-jährige obdachlose Irak-Veteran Omar Gonzalez am 19. September über den Zaun des Weißen Hauses kletterte, unbehelligt von Wachen über den Rasen lief, die unverriegelte Tür des "North Portico" zum Wohnbereich von Präsident Obama öffnete, einen Beamten niederstreckte und erst im repräsentativen "East Room" nach einem Handgemenge überwältigt wurde, hat die Debatte um die innere Sicherheit in Amerika eine unerwartete Schlagseite bekommen: Ist der mächtigste Politiker der Welt in den eigenen vier Wänden eigentlich ausreichend geschützt?

In einer hitzig geführten Sitzung des zuständigen Kongress-Ausschusses musste Julia Pierson am Dienstag einräumen, dass sie rückblickend dafür ihre Hand nicht ins Feuer legen kann. Für die Zukunft versprach sie zerknirscht: "Ich verbürge mich dafür, dass so etwas nicht wieder geschieht."

Die 2013 neu berufene Chefin des fast 150 Jahre fest in Männerhand gewesenen Secret Service hielt sich wenig vertrauensbildend an ein dürres Antworten-Manuskript, das vieles liefern sollte - nur keinen tiefen Einblick in die "Kette schier unglaublicher Patzer", wie ein Abgeordneter sagte. Ronald Kessler, Geheimdienst-Experte, zeigt sich alarmiert: "Wir hätten jetzt einen toten Präsidenten, wenn Omar Gonzalez chemische, biologische oder radioaktiv verseuchte Waffen getragen hätte."

Der aus Texas stammende, offenbar geistig verwirrte Mann, in dessen Wagen 800 Schuss Munition, zwei Beile und eine Machete entdeckt wurden, trug bei seinem Hausfriedensbruch ein Klappmesser bei sich. Im drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Recherchen der "Washington Post" ergaben außerdem, dass 2011 der Obama-Hasser Oscar Ortega-Hernandez aus seinem in der Nähe des Weißen Hauses geparkten Auto sieben Gewehrschüsse auf den Präsidenten-Sitz abgegeben hatte. Laut Ermittlungsdetails, die jetzt an die Öffentlichkeit gerieten, hatten Vorgesetzte des Secret Service den Vorgang erst heruntergespielt und zu vertuschen versucht.

Julia Pierson sicherte zu, den Dienst nach einer General-Inventur wieder "auf ein Leistungsniveau zu bringen, das der Mission gerecht wird, die wir ausfüllen". Nach der einem bitterbösen Verhör ähnelnden Befragung im Kongress sah die oberste Personenschützerin Amerikas jedoch denkbar ungünstig aus - angeschossen.

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