Bangkok-Anschlag: Verdächtiger verhaftet

BANGKOK · Die Verhaftung war auf den größtmöglichen Schaueffekt angelegt. Am Samstagnachmittag um 15 Uhr griffen Dutzende von Polizisten einer Spezialeinheit im Poon Anand Apartmentgebäude im Noong Chong Distrikt zwischen der thailändischen Metropole Bangkok und der Stadt Chonburi zu.

 Das Polizeifoto zeigt den Festgenommenen, der einen falschen türkischen Pass nutzte. FOTO: DPA

Das Polizeifoto zeigt den Festgenommenen, der einen falschen türkischen Pass nutzte. FOTO: DPA

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Hunderte von Schaulustigen und Medienvertretern drängten sich vor der Absperrung in rund einhundert Metern Entfernung, als der dürre Verdächtige, laut einem gefälschten Pass ein 28-jähriger Türke namens Adem Karadag, zum Verhör in eine Militärkaserne in Bangkok gebracht wurde. "Wir glauben, dass er in das Bombenattentat vom 17. August verwickelt war", erklärte wenig später Polizeisprecher Prawut Thavornsiri.

Es wäre fast zwei Wochen nach dem blutigen Anschlag, der 20 Menschenleben und 130 Verletzte forderte, ein sensationeller Durchbruch für Thailands Sicherheitsbehörden. Der Mann sei dank der Überprüfung von Mobilfunkdaten ausfindig gemacht worden, hieß es. Doch dann legte die regierende Militärjunta selbst das Saatkorn des Zweifels. Sie sabotierte die eigene Glaubwürdigkeit mit einer von den Generälen organisierten Fernsehübertragung, die alle Sender des Landes übernehmen mussten.

Unter anderem wurde eine mit Sprengstoff gefüllte Selbstmordattentäterweste gezeigt, die angeblich neben Rohren und Kugellagern in der bescheidenen Wohnung des Verhafteten entdeckt worden war. Das Problem: Das Foto der Weste existiert bereits seit dem Jahr 2013 im Internet. Die Weste war von US-Behörden zu Übungszwecken eingesetzt worden.

Plötzlich schien die ganze Verhaftungsaktion fraglich. Schließlich greifen Sicherheitskräfte im Falle hochgefährlicher Täter, die bewaffnet sein könnten, lieber in der Nacht und nicht am helllichten Tag zu. Kaum war klar, dass es sich um ein falsches Foto von einer Selbstmordweste handelte, wurden auch die übrigen Berichte über gefundenes Material zum Bombenbau bezweifelt. Neu wäre dieses Vorgehen nicht: Thailands Polizei und Militär griffen auch schon früher zu gefälschtem Beweismaterial, wenn es ihren Zwecken diente.

Angeblich fand die Polizei Material zum Bombenbau, das auch beim Anschlag eingesetzt worden war, in der Wohnung. Neben 250 schlechten Fälschungen von türkischen Pässen soll auch feststehen, dass die Wohnung gemeinsam mit anderen Ein-Zimmer-Apartments in dem Gebäudeblock bereits vor über einem Jahr von einem Türken angemietet wurde.

Der verhaftete dürre Mann mit kurzen Haaren und einem Dreitagebart verweigert laut Angaben von Armeechef Udomdej Sitabutr die Aussage.

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